MORPHEUSREISEN

auf der straße des lebens

Kategorie-Archiv: 2009/09 Südosteuropa – Reisebericht | Tschechien – Slowakei – Polen

Tschechien – Slowakei – Polen

08.09.2009

Endlich ist es soweit! Es geht auf große Reise! On the road of life again!

Nachdem wir uns ausgiebig von unseren Familien und Freunden verabschiedet haben und das Inventar noch einmal überprüft worden ist, schnallen wir unser Baby im Kindersitz fest, atmen noch einmal tief durch und begeben uns voller Vorfreude auf eine Reise ins Ungewisse.

Zuallererst fahren wir durch die osteuropäischen Länder Richtung Schwarzes Meer und zum Überwintern nach Griechenland.

Die Getreidemühle ist wieder voll im Einsatz, die Wäsche wird per Hand im Fluss gewaschen (Waschnüsse 100% biologisch abbaubar!) und die Gaia bekommt ihr erstes Obst zum Probieren direkt vom Straßenrand serviert (erinnert mich an alte Zeiten…).

Direkt von Frankenreuth aus, Wolfgangs Heimatdorf, geht`s über die Tschechische Grenze, wo wir uns einige Tage am Lipno Stausee aufhalten.

Entlang der österreichischen Grenze bummeln wir weiter durch den Süden des Landes bis nach Cesky Krumlov, einer märchenhaften alten Stadt, deren Besichtigung wir uns nicht entgehen lassen.

Dieser Teil Tschechiens mit seinen weiten Waldflächen, grasenden Rinderherden, kleinen Burgen und Dörfern ist ein landschaftlicher Hochgenuss. Es macht viel Spaß hier unterwegs zu sein. Noch keine Spur von Abenteuer, aber doch sehr interessant und entspannt.

Bei Brumov-Bylnice passieren wir die ehemalige Grenze zur Slowakei, wo wir unser erstes technisches Problem verzeichnen müssen. Der Kupplungshebel reißt, wie zuvor in Marrakesch.

Kein Problem für Wolfgang. Halten, Blaumann überstreifen, Werkzeugkiste auspacken, Hebel ausbauen, zum Service um die Ecke schauen, umsonst schweißen lassen (im Unterschied zu Marokko), das Ganze wieder einbauen und 3 Stunden später ist Morpheus wieder startklar.

Die Slowakei wartet mit Regenwetter auf, was uns nicht daran hindert mit Gaia ihre erste Burgbesichtigung kurz nach Zilina zu unternehmen.

Da wir gerade in der Nähe sind, beschließen wir einen kleinen Umweg über die Hohe Tatra, in Polen zu fahren, um uns die Füße zu vertreten und in die Schwamme zu gehen.

Einfach herrlich wie grenzenlos Europa geworden ist!

Einzig die Häuserfassaden lassen darauf schließen, dass man das Land gewechselt hat.

Die Arbeit der hiesigen Zimmermänner lädt zum Staunen ein.

Wir finden ein flauschiges Plätzlein an einem Fluß Nähe Zakopane und bleiben für ein paar Tage, weil der Ausblick spektakulär schön und die Geräuschkulisse berauschend ist.

Rumänien – Bulgarien

28.09.2009

Bei Satu Mare überqueren wir die Grenze von Ungarn nach Rumänien.

Hier präsentiert sich Europa in einem ungewohnten Licht.

Nicht nur, dass die Grenze wieder besetzt ist, man teilt sich die nicht mehr ganz so perfekten Straßen auch mit unzähligen Pferdekutschen, die Städte zieren halb verfallene Plattenbauten, und verlassene Baustellen sind allgegenwärtig .

Entlang unserer Route durch Transylvanien tauchen malerische kleine Dörfer auf, aber auch viele Plätze, an denen Zigeuner in maroden Häusern leben. Gasleitungen verlaufen hier überland und unzählige Stromleitungen kennzeichnen das Landschaftsbild ebenso wie streunende Hunde.

Langsam wird es abenteuerlich.

Wir fahren durch die dicht bewaldeten Ausläufer der Karpaten bis nach Gherla, wo wir Rosmarie und Heinz, einen ehemaligen Schweizer Arbeitskollegen von Wolfgang besuchen.

Die beiden leben und arbeiten hier und verwöhnen uns 2 Tage lang nach allen Regeln der Gastfreundschaft. Außerdem verraten sie uns einige wissenswerte Details über Land und Leute.

Weiter geht`s über Cluj-Napoca und Medias nach Sighisoara im Siebenbürgenland, wo wir uns in der historischen Altstadt erwartungsvoll auf die Suche nach Spuren des Grafen Vlad Tepes machen, besser bekannt als Dracula, der hier einst residiert haben soll.

Über Campulung und Targoviste verlassen wir diese preislich und landschaftlich z.T. mit dem Voralpenraum vergleichbare Gegend. An der Hauptverkehrsstraße nach Braila herrscht Hochkonjunktur. Überall kann man frisches Obst, Gemüse und selbst gemachten, leckeren Käse erstehen.

Nachdem wir uns durch das Gewirr von Braila gekämpft haben, endet die Straße schließlich abruppt und wir müssen auf einer Lkw-Fähre über die gute alte Donau schippern, um nach Smardan zu gelangen.

Die „22“ führt vorbei an lauter Seitenarmen des großen Flusses, an Seen und Schilflandschaft und durch verschlafene Dörfer bis nach Nufaru.

Wieder setzen wir über (diesmal mehr im afrikanischen Stil) ins Nationalparkgebiet des Donau Delta.

Eine wackelige Piste befördert uns an ein Traumplätzle direkt am Ufer, mitten im Nirgendwo zwischen Birken und Farnen. Bleiben einige Tage, um wieder Energie zu tanken, das Areal zu erkunden und die liegen gebliebene Hausarbeit zu erledigen. Das Wetter ist so grandios, dass Gaia jeden Tag plantschen kann! Einen Verlust gibt`s jedoch zu verzeichnen. Auf einer Spritztour erleidet das Motorrad einen Zündschaden und begleitet uns nunmehr als Attrappe.

Die Idylle wird leider getrübt durch jede Menge Plastikmüll.

Wir haben den Eindruck die Menschen werden zwar mit allerhand fossilen Energieträgern überschüttet, es sind aber weder genügend Entsorgungsmöglichkeiten vorhanden, noch herrscht ein nachhaltig denkender Geist.

Gab`s da nicht schon mal eine Initiative, die Verpackungen an der Kasse liegen zu lassen? Am besten gleich am Markt einkaufen gehen. Schmeckt sowieso besser…

Wir bestimmen durch unser Konsumverhalten welche Produkte wie hergestellt und vermarktet werden.

Lebensqualität ist besser als -quantität.

Von Murighiol aus machen wir eine Bootstour durch vier große Seen im Delta, wo wir Pelikane, Kormorane, Schwäne, Reiher zu Gesicht bekommen. Der Sonnenuntergang vom Boot aus betrachtet ist so atemberaubend friedlich und schön, dass Gaia trotz des lauten Motorengeräuschs seelig einschlummert.

Vorbei an den, dem Schwarzen Meer vorgelagerten Seen linker Hand, und riesigen Feldern rechter Hand, fahren wir nach Cetatea Histria am Lacul Sinoie und schauen uns eine über hundert Jahre alte Ausgrabungsstätte an. Hier siedelten sich einst die Griechen und später die Römer an.

Die Küstenstraße bis zur bulgarischen Grenze ist dicht besiedelt und eine Vielzahl von Industrieschlöten verpesten die Luft. Unzählige Hotelbunker versprechen saisonalen Hochbetrieb.

In einem kleinen Fischerdorf verbringen wir die letzten Tage in Rumänien auf einer Klippe am Meer gemeinsam mit Matihas dem Weltenbummler, einem alten Freund aus Bayern und seinem Hund Paula.

Der uns auf seiner Probefahrt mal kurz besuchte!

Unser Aufenthalt in Bulgarien fällt wegen nicht endend wollenden Regens eher kurz aus und beschränkt sich hauptsächlich auf einen Ort, den Goldenen Strand.

17.10.2009

Wir fahren  in einem Rutsch von der Grenze aus die Küstenstraße entlang, und erreichen nach Einbruch der Nacht unser Ziel.

Wir übernachten auf einem Parkplatz direkt am Strand; natürlich gegen eine finanzielle Entschädigung für die Aufseher. Alles was Wolfgang noch an diese Stelle erinnert, an der er das letzte Mal aus Indien kommend war, ist das ausgeschlachtete Wrack eines alten,  romantischen Piratenschiffs.

Bei Tageslicht wird einem das ganze Ausmaß der kommerziellen Verwertung dieses wohl einst wunderbaren Fleckchens Erde gewahr. Überall Beton, Hoteltürme und Clubgebäude für die hungernden Massen, auf der Suche nach maßgefertigter Erholung und Unterhaltung.

Der Sandstrand selbst ist eine Augenweide! (Aber für welchen Preis?)

Beim Spaziergang durch Nesebar, einem auf einer Landzunge vorgelagerten, netten, alten Städtchens, lassen um diese Jahreszeit nur die unzähligen verschlossenen Souvenirlädelchen auf ein Getümmel in den engen Gassen zur Hauptsaison schließen.

Von Burgas aus düsen wir sozusagen querfeldein über Elhovo bis nach Svilengrad an die Grenze.

Bulgarien präsentiert sich in dieser Ecke von seiner ländlichen Seite. Entlang der Strecke passieren wir einige wenige Dörfer, die zum Teil halb verfallen und verlassen scheinen. Vereinzelt sieht man Quellen und über längere Abschnitte führt die gut ausgebaute und beschilderte Straße durch herbstlich gefärbte Eichenwälder.

Hellas – Griechenland – Winterquartier

Die Wiege großer Philosophen, der Demokratie, wo die Tragödie ihren Anfang nahm und sich die Götter „Gute Nacht“ sagen.

Ja, wen wundert`s? Wer 15000 Kilometer Küste sein Eigen nennt und wo die Sonne für 3000 Stunden im Jahr die Gemüter erhellt, da werden die Gedanken wohl beflügelt.

Hoffen die nächsten Wochen auf eine hohe Ansteckungsgefahr!

20.11.2009

Wir entscheiden uns die schmalere Straße über Komara und Metaxades durch die Berge zu nehmen. Es geht hoch hinauf und uns bietet sich ein spektakulärer Ausblick.

Die Landschaft zieht vorüber und man fühlt sich beim Betrachten der Hirten mit ihren Schaf- und Ziegenherden, an kleinen Flüssen und unter Eichen, fern des Städterummels, in der Zeit zurück versetzt. Einzig diverse Militärposten und -fahrzeuge, die von Zeit zu Zeit unseren Weg kreuzen, stören die Idylle. Aber selbst die Soldaten lächeln hier und winken uns zu.

Einige Kilometer vor Komotini geht es wieder in die Ebene. Es ist wunderbar warm, rund herum nichts als Felder, auf denen Tabak oder Baumwolle angepflanzt werden. Dunkelhäutige Arbeiter pflücken den Tabak per Hand und anschließend wird jedes Blatt einzeln zum Trocknen aufgehängt.

Bei Arogi erblickt Gaia dann zum ersten Mal das Mittelmeer! Noch ist sie eher zurückhaltend und zieht bei Kontakt ihre Füße schnell zurück. Zumindest bricht sie nicht in Tränen aus.

Auch ihren ersten Ausflug im Fahrradsitz bringt sie mit Bravour hinter sich.

Sie schaut zwar noch etwas skeptisch, lässt sich aber eine geschlagene Stunde herum kutschieren.

Der Lkw-Alltag hält langsam Einzug und wir widmen uns so langsam der Hygieneerziehung.

5 Tage später sind wir des Erholens überdrüssig und fahren weiter Richtung Thessaloniki. Unsere Route verläuft über Lagos, wo man vom Auto aus Pelikane in einem Feuchtbiotop beobachten kann, durch die historische Altstadt von Kavala, die Küste entlang.

Etliche, neu gebaute Feriendomizile ziehen bis Elefthero an uns vorbei.

Dort verspricht uns ein Wegweiser eine heiße Quelle ganz in der Nähe. Wir landen an einem magischen Plätzchen, schlendern durch einen Platanenhain und finden am Fuße eines Berges eine 1×1 Meter große „Naturbadewanne“ mit ca. 40 Grad warmen, leicht schwefelig riechendem Wasser. Herrlich!

So müssen sich die Götter fühlen!

Wir verweilen nicht lange und fahren weiter bis nach Olymbiada, wo Aristoteles das Licht der Welt erblickt haben soll. Die Suche nach einem Doktor führt uns von hier aus wieder in die Berge, da Wolfgang nach einigen Wochen immer noch mit Grippesymptomen zu kämpfen hat. In Poligros, der Hauptstadt Chalkidikis, gibt es ein Krankenhaus, in dem man sich ohne weiteres untersuchen lassen kann und er ein entsprechendes Rezept erhält. Es wird besser.

Die nächsten Tage verbringen wir auf Sithonia, dem mittleren der drei „Finger“, bei Sonnenschein direkt am Strand. Wir treffen Frank, der gerade aus Albanien kommt und uns ein Stück begleiten will. Er ist in seinem Mercedes Rundhauber 1113, namens „Phoebos“ unterwegs und Wolfgang machte seine Bekanntschaft bereits vor 10 Jahren in Afrika.

Am 01.11. starten wir eine Rundtour um die Halbinsel. Auffällig ist an diesem Ort dass alle Hirten, denen wir begegnen ihre Tiere vom Pick-Up aus hüten?! Rentiert sich denn das?!

Da zerfällt ein romantisches Image…

Schneller als gedacht holt uns das schlechte Wetter wieder ein und wir flüchten gen Süden.

Immer das Meer im Blick fahren wir an Thessaloniki vorbei nach Katerini, wo uns die Sicht auf den Olymp zuerst noch verwehrt bleibt. Schon am nächsten Morgen jedoch überzeugen uns ein strahlend blauer Himmel und eine verlockende Aussicht auf den Sitz der Götter, davon einen Ausflug empor zu unternehmen. Im 2. Gang geht es „auffi“ auf 1100 Meter, soweit man eben fahren kann. Unsere Füße tragen uns anschließend für`s Gruppenbild noch ein paar Meter weiter. Die angeblichen 8 Stunden bis zur 2917m hohen Gipfelspitze nehmen wir dann das nächste Mal in Angriff.

Im Schnelldurchlauf ziehen wir weiter über Larissa und Lamia durchs Land, bis wir eine kleine Bucht kurz hinter Galaxidi erreichen. Das Highlight auf der Strecke sind einige Kurzhauber, die entweder noch voll im Arbeitseinsatz sind, oder aber am Schrottplatz vor sich hin rosten.

Da wir aber immer noch nicht unser Winterquartier erreicht haben, machen wir uns am 11.11. (Helau) wieder auf die Straße Richtung Peleponnes. Bei Nafpaktos überqueren wir den Golf von Korinth auf der längsten Schrägseilbrücke der Welt. Am westlichsten Punkt des Peleponnes erwarten eine historische Heilquelle mit dazugehörigem Schlammbecken und kilometerweite Sandstrände.

Es scheint als seien wir im Paradies angekommen. Wer wünscht sich nicht einen so riesigen Sandkasten und Badespaß ohne Beckenrand?

Im freaky Nafplio treffen wir doch tatsächlich nach längerer Zeit mal wieder auf „Alternative“. Seit vier Jahren lebt dort ein Pärchen auf einem Einmaster und sie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Straßenkunst. Auch ein „Bayer“, der schon länger im Bus zu Hause ist, hält sich mit Pantomime über Wasser.

Die Ostküste der Insel erreichen wir bei Epidavros, von wo aus es nur noch einen Katzensprung weit bis zum Schwindel erregend tiefen, von Menschenhand geschaffenen Kanal von Korinthos ist.

Unterwegs haben wir Zeit einige Weiterreisevorbereitungen abzuhaken.

Wolfgang repariert das Motorrad und ich finde endlich Zeit unser Orka-Logo anzubringen

Als leicht nervenaufreibend und zeitaufwendig erweist sich das Organisieren der anstehenden Weiterreise, und Ausfüllen diverser Visa-Anträge. Nachdem sich Wolfgang eingehend mit für uns relevanten Reiseberichten und Empfehlungen aus einschlägiger Literatur auseinandergesetzt hat und nach Abwägen aller „Für und Widers“, entschließen wir uns dazu, die Beschaffung der Visa für den Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Russland im Vorfeld bei einer Visazentrale in Deutschland in Auftrag zu geben. Auch unsere Reisegefährten können von den Recherchen profitieren und müssen nicht den gleichen Aufwand betreiben.

Ansonsten tummelten wir uns an magischen Orten, badeten in heißen Quellen und unter eiskalten Wasserfällen, bestaunten aus Stein gehauene Heroen, tranken aus alten Quellen und erlebten den Ozean mal brodelnd und dann wieder sanft glitzernd.

Besuch aus Bayern

Dann folgt der 10. Dezember und mit ihm kündigt sich unser erster Besuch an.

Berthold und Edeltraud, Wolfgangs Eltern haben Sehnsucht und Lust auf Griechischenlands umfangreiche kulturelle Schätze.

Natürlich steht im Vordergrund die kleine Enkelin!

An Athen vorbei fahren wir bei Erithres in die Berge, wo die kleine Gaia zum ersten Mal in den Genuss von frisch gefallenem Schnee kommt.

In Osios Loukas besichtigen wir ein byzantinisches Kloster das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Wir begutachten die heimische Quelle, die Kreuzkuppelkirche und nicht zu vergessen, die Gruft des Seeligen.

Bei Arahova, einem quirligen Skiort, mit Postkartencharakter, am Südhang des Parnass,

erwarten uns Themperaturen um den Gefrierpunkt und Frau Holle lässt dicke Schneeflocken vom Himmel fallen.

Solches Wetter verheißt bei fünf Personen im Mobil nichts Gutes…

Des Morgens sind wir erst Mal mit Schwitzwasserbekämpfung beschäftigt.

Sonntag, den 13. Dezember erreichen wir dann ein kulturelles Highlight Griechenlands: „Delfi“.

Wo einst die Erdenmutter Gaia das Orakel befragte und später Apollon, der Gott des Sonnenlichts durch die Pythia sprach, schlendern nun die Schwarzmeiers entlang der Heiligen Straße und bestaunen den Apollontempel, das Theater, das Heiligtum der Athena Pronaia und einen Wahnsinnsausblick.

Edeltrauds Geburtstag feiern wir bei den Thermopylen, den „Warmen Toren“.

Bevor wir zurück zum Ausgangspunkt kehren, genießen wir das 42 Grad heiße Wasser der hier entspringenden Schwefelquellen bei angenehmen 15 Grad Lufttemperatur und die andächtige Stimmung beim Spaziergang am nah gelegenen Meeresufer.

Zu einem rundum gelungenen Griechenlandurlaub gehört abschließend natürlich noch ein Besuch der Akropolis. Hoch über der Stadt thront dieses einst religiöse Zentrum der Antike. Abgase und jährlich bis zu 3 Millionen Schaulustige sorgen dafür, dass das bekannte Bauwerk sich nur noch im Restaurationszustand präsentiert.

…und dann ist die gemeinsame, viel zu kurze Woche auch schon wieder vorbei und Edeltraud und Berthold verabschieden sich auf unbestimmte Zeit.

So mit Oma und Opa durch die Gegend zu reisen wär` doch eigentlich auch nicht schlecht…

Am 24.12. erlebt Gaia auf der Insel Evia ihre erste Bescherung unter unserer traditionellen Weihnachtspalme!

Kletterpartie auf der ältesten Platane der Welt!

Willkommen 2010 !

Und weil`s so schön ist verschlägt`s uns über Sylvester wieder an die Thermopylen.

Gemeinsam mit Thomas und Sabine, die mit ihrem Kurzhauber 911 den eisigen Temperaturen in Deutschland gerade noch so entfliehen konnten und Frank, samt Besuch Lausi und Stefanie aus München, begrüßen wir am 31.12. gleich zwei Mal das Neue Jahr.

Wohlgemerkt bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad – Dank Fön!

Was wir uns und allen Anderen da draußen für heuer wünschen:

Ein bisschen mehr Bescheidenheit im Umgang mit unseren Ressourcen,

ein bisschen mehr Demut vor der Schönheit von Mutter Natur,

ein bisschen mehr Verständnis und Respekt füreinander,

und ein bisschen mehr Gerechtigkeit, damit nicht die Einen hungern müssen, damit andere immer fetter und maßloser werden!

Nach 2 1/2 Wochen lustigem Beisammensein und nicht zu vergessen täglichen warmen Waschungen treten wir am 10.01.2010 den Rückweg Richtung Thessaloniki an,

wo wir unseren nächsten Passagier für eine Woche erwarten.

Unterwegs machen wir bei Kastraki einen Zwischenstopp und erklimmen die Straße zu den Meteora Klöstern, den „Klöstern der Lüfte“.

Diesen Namen verdanken die einstmals 24 heiligen Stätte, die überwiegend im Mittelalter gegründet wurden, ihrer Lage auf bis zu 534 m hohen, bizarr anmutenden Felsen, die bei Nebel zu verschwinden scheinen.

Ursprünglich waren diese Höhen nur über Saumpfade, Seilwinden, oder Leitern zugänglich.

Wir „schlendern“ durch das noch betriebene Kloster „Varlaam“, wo Röcke zum Bedecken der unzüchtigen Frauenbeine in Männerhosen vorgeschrieben sind.

Der Blick auf die Umgebung ist berauschend.

Hier oben treffen wir auf Claudia und Mauro aus Spanien kommend. Er will mit seinem historischen Motorrad in vier Monaten einmal ums Mittelmeer düsen.

Die Temperaturen haben sich nun um die 5 bis 10 Grad eingependelt, was für uns bedeutet, dass der Holzofen wieder regelmäßig in Betrieb ist.

Brennmaterial ist kein Problem, da man entlang der Küste Schwemmholz und am Straßenrand herumliegendes Geäst findet. „Jut und billig!“

Omazeit

Am 15.01. steigt Siggi, Dianas Mutter zu.

In der folgenden Woche heisst`s für alle Beteiligten Entspannung pur!

Gaia ist angestrengt damit beschäftigt die neue Spielgefährtin auszutesten und zu unterhalten; nur die mitgebrachten ersten Schuhe behagen ihr noch nicht so ganz.

Wir machen eine Rundfahrt um den westlichen „Finger“ von Chalkidiki, Kassandra und vertreiben uns die Zeit mit Klatsch und Tratsch von Daheim und ausgedehnten Spaziergängen.

Zum Abschluss sehen wir uns zwischen Krini und Petralona eine wunderbare Tropfsteinhöhle an.

Am 22.01. heisst`s für Siggi dann wieder Abschied nehmen und wir sind frisch ausgeruht und startklar für die Überfahrt nach Asien!

Und wie schlägt sich unser kleiner Sonnenschein in der Zwischenzeit?

Gaia ist topfit und sprüht vor Energie und Lebenslust in ihrem 11 Monat!

Sie hat mittlerweile fast jede Ritze im Lkw erkundet und testet momentan ihre mimischen und sprachlichen Fähigkeiten, damit sie das bekommt, was sie gern möchte.

Im Innern von Morpheus hat Alles die optimale Höhe zum dran festhalten, hochziehen und beobachten, was draußen so abgeht. Absolut Kindoptimal, also!

Der achte Zahn blinzelt hervor, was aber nicht bedeutet, dass sie auf ihre gute Muttermilch verzichte würde. Deshalb (hoffentlich) hält sie uns nachts im Moment noch immer ziemlich auf Trab, aber das gehört sich halt auch dazu.

Sie brabbelt, krabbelt, geht die ersten Schritte an der Hand und verdreht so ziemlich jedem, dem sie begegnet den Kopf.

So der Winter hat uns eingeholt – machen die Schotten dicht – und weiter geht`s!

Türkei 2010

In den vergangenen zwei Monaten haben wir annähernd 4000 Kilometer in der Türkei zurück gelegt. Über Istanbul ging die Reise entlang der Schwarzmeerküste nach Akcakoca und dann in die Hauptstadt Ankara. Anschließend besichtigten wir das wunderbare Kappadokien, von wo aus wir weiter nach Adana an die Mittelmeerküste fuhren.

Schließlich verlief unsere Strecke entlang der syrischen Grenze über Diyarbakir durchs Wilde Kurdistan, am Van See vorbei bis zur letzten Stadt vor der Iranischen Grenze, Dogubayazit.

Hier treffen sich nun am Berge Ararat, der angeblich letzten Ruhestätte von Noahs Arche alle zukünftigen Reisegefährten, um fürs Erste ein Stück des Weges auf der alten Seidenstraße gen Osten gemeinsam zurückzulegen.

Aber vorerst, zurück zum Anfang:

Freunde besuchen

In Istanbul, dem einstigen Konstantinopel, wo der Bosporus Orient und Okzident scheidet, werden wir von Tobias, unserem  Trauzeugen und seiner Liebsten Puket herzlich in Empfang genommen. Die beiden verwöhnen uns nach allen Regeln türkischer Gastfreundschaft und stehen uns mit Rat und Tat in den Wirren des Großstadtdschungels zur Seite.

Essengehen in den gemütlichen Sitzlokalen gefällt sogar Gaia, weil sie nicht nur von Allen angehimmelt wird, sondern auch noch herrlich über die Teppiche flitzen kann.

Von unserer charmanten jungen Gastgeberin Puket, die uns sogar das Feilschen abnimmt ist Gaia sowieso ganz hin und weg und lässt sich im Handumdrehen fremd tragen.

Der einzige Campingplatz, den die Metropole momentan zu bieten hat, heisst „Londra“ und gäbe es nicht Wasser und Strom könnte man meinen in einer lauten Sackgasse gelandet zu sein.

Zwei Tage vor Wolfgangs 31. Geburtstag erreicht uns Matthias mit Paula, der beschlossen hat eine ähnliche Route zu fahren und uns immer Mal wieder besuchen will.

Am 5. Februar lassen wir also noch die Korken knallen, bevor wir am 7.  über die Bosporus brücke fahren und asiatischenBoden betreten. Die Schnellstraße Richtung Sile bringt uns ans Schwarze Meer, wo wir uns wegen unangenehmen Wetters nicht länger aufhalten und sich Matthias alsbald gen Süden, Richtung Syrien verabschiedet.

Die Gegend ist hier sehr stark bevölkert und an jedem ruhigeren Übernachtungsplatz schaut die „Jandarma“ kurz vorbei. Einheimische Fischer werfen ihre Netze vom Strand aus ins Wasser und laden uns nach gemachter Beute zum Essen ein.

Highlight ist eine Delphinschule, die wir eines Morgens direkt vom Fenster aus beobachten können, als sie im seichten Wasser vorbei schwimmt und sich hin und wieder eine Finne zeigt. Wahnsinn! In Akcakoca biegen wir Richtung Landesinneres ab. Die Landstraße führt durch bäuerliches Gebiet und kleine, malerische Dörfer, die in die Hügellandschaft eingebettet sind.Über die Autobahn erreichen wir schnurstracks unser nächstes Ziel, Ankara. Nebst Besuch, erwartet uns in der türkischen Hauptstadt ein super Mechanikerviertel, das das Bastlerherz höher schlagen lässt.

Kappadokien

Am 18. Februar ist es dann wieder soweit, Besuch aus Deutschland naht.

Dianas Vater Thilo mit Freundin Rosi steigen für die kommenden zwei Wochen zu.

Auf die Begrüßung folgt die übliche kurze Morpheuseinweisung und anschließend begeben wir uns auf dem kürzesten Weg Richtung Kappadokien.

In Kirsehir werfen wir uns auf der Hinfahrt gleich zu Beginn in das Getümmel eines Wochenmarktes, auf dem neben allerlei Obst und Gemüse auch sämtliche andere Waren angeboten werden.

Es folgt Gülsehir, die erste Stadt inmitten einer einmaligen, überwältigenden Landschaft, in der wir in den Genuss eines traditionellen Hamambesuchs (Dampfbad) kommen.

In dem kleinen Städtchen Avanos, bekannt für seine alteingesessene Töpfereikunst, darf Wolfgang in Bircans Werkstatt, Hand an die Töpferscheibe legen.

Auf einer späteren Besichtigung der ortsansässigen Kooperative der Weberinnen erhalten wir einen kurzen Einblick in die Teppichwebkunst, Seidenherstellung und Naturfärberei.

Und dann jagt ein Naturschauspiel das nächste.

Einst bedeckten Lavaströme die ganze Gegend mit einer Tuffsteinschicht unterschiedlicher Härtegrade und schloss auch anderes Gestein mit ein. Aufgrund der stetigen Auswaschung und Abtragung durch Wasser und Wind verändert sich das Aussehen der Landschaft seither fortwährend und lässt bizzare Formen entstehen.

Die Pilzköpfe von Zelve veranschaulichen dieses Phänomen sehr deutlich.

Wegen andauernder Überfälle und Invasionen ziehen sich im 4. Jhdt. die ersten Christen in die Felsen rund um Göreme zurück und gründen dort auch Klöster. Jene Behausungen werden z.T. auch heute noch genutzt.

Das Ihlara-tal erstreckt sich über mehrere Kilometer und ist gesäumt von in den Stein gehauenen Wohnungen und Kirchen.

Uchisar, ein Fels, der bereits aus der Ferne zu erkennen ist, beherbergte einst eine ganze Stadt, und es wird einem fast etwas mulmig beim Erklimmen des durchlöcherten Gipfels.

Wahrscheinlich schon die Hethiter schufen mit Derinkuyu eine 55m tiefe, 10000 Mensche fassende unterirdische Stadt, in die sich die Bewohner in bedrohlichen Zeiten auf über acht Etagen zurückziehen konnten. Für bis zu einen Monat reichten dann die Nahrungsreserven, es gab Ställe fürs Vieh, ebenso wie Schulzimmer, oder Kirchenraum. Schwere Mühlsteine dienten als Sicherheitsmaßnahme zum abschotten.

In der Zwischenzeit haben sich Thilo und Rosi an unseren Tempel und alle mit dem Reiseleben verbundenen Umstellungen gewöhnt, wir freuen uns über die Abwechslung, jede Menge Mitbringsel und Wanderfreude.

Über Nigde geht die Fahrt weiter bis nach Karatas ans Mittelmeer, wo uns Sonnenschein und Frank erwarten.

Zwei Tage bleiben nunmehr um den Urlaub bei Wellenrauschen ausklingen zu lassen.

Am 02.03. feiert Gaia ihren allerersten Geburtstag.

Zu guter Letzt lassen wir uns ein wenig durch die Straßen Adanas treiben, bevor es am 04.02. wieder Abschied nehmen heißt.

Gleich im Anschluss treffen wir Emre, Wolfgangs Freund, den er auf der Indienreise kennen gelernt hatte. Einmal mehr werden wir Begünstigte türkischer Gastfreundschaft und kein Anliegen wird uns verwehrt. Emre kümmert sich um einen angenehmen Stellplatz unter Orangenbäumen, begleitet uns überall hin, dolmetscht, lädt uns bei seiner Familie ein und verschafft Gaia ihre erste Kindergartenerfahrung. Bei so viel Großzügigkeit könnte man fast etwas verlegen werden…und Erinnerungen an die Schweiz werden geweckt!

Nichtsdestotrotz müssen wir weiter und machen uns am 9. März auf Richtung Iran.

Über Sanliurfa und  Diyanbakir führt eine Landstraße durch immer karger werdendes Gebiet bis nach Bitlis. Man sieht vermehrt Viehherden, Olivenhaine, Lehmbauten, einfachere Lebensverhältnisse und hat mit schlechteren Straßen zu kämpfen.

Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz werden wir von einer kurdischen Bauernfamilie erst begutachtet und dann fürstlich bewirtet und auch weiterhin zeigen sich die Leute in diesem Eck neugierig, kontaktfreudig und hilfsbereit.

Auf der Fahrt durch die Berge gewinnt man dann den Eindruck man befände sich auf anarchistischem Boden. Die Anzahl der Militärposten steigt sprunghaft, skeptisch dreinblickende Bauern mit einfachem Handwerkszeug ziehen vorüber, von denen einige zu Pferd unterwegs sind, und pöbelnde Jungenhorden belagern die Laster.

Nach Aussage Einheimischer sei die Präsenz der PKK in den letzten 10 Jahren rückläufig, was die wenigen Kontrollen bestätigen.

Am 16.03. erreichen wir schließlich den Van Gölü, den Vansee.

Der größte See der Türkei ist 2 Mio. Jahre alt, liegt auf ca. 1600 Meter Höhe und ist sehr mineral- und alkalihaltig.

Wir begegnen Hakan, dem Rinderzüchter, dessen 700 Tiere umfassenden Betrieb wir besichtigen und der uns anbietet auf seinem Grund zu nächtigen, inklusive Frühstück und Seeblick in der ersten Reihe.

Dann, einige Kilometer weiter kommen wir noch einmal in den Genuss von frisch gefallenem Schnee. Bei der Passüberquerung des Tendürük auf 2644 Meter, bevor wir Dogubayazit erreichen. Unterhalb des Ishak Pasa Sarayi Palastes steuern wir den Campingplatz Murath an, der Dreh- und Angelpunkt aller Reisenden in den Osten.

Nach einer dreiwöchigen Fahrt von Deutschland aus, erreichen uns Tom und Heike mit ihren Kinder Emma und Paula und ihrem Hund Fred. Auch Matthias mit seinem Hund  Paula kehren von ihrer Spritztour zurück. Zusammen mit Frank, der uns schon ab Karatas begleitet, wäre unsere kleine Reisegruppe wohl fürs Erste komplett:

4 Fahrzeuge, 6 Erwachsene, 3 Kinder, 2 Hunde!

Diese Zusammenkunft und Sonnenschein zum kurdischen Neujahrsfest können eigentlich nur jede Menge spannende Geschichten verheißen und dass uns Fortuna wohlwollend gesinnt ist!

Auf gehts, neuen Abenteuern entgegen !!!

%d Bloggern gefällt das: