Die Wiege großer Philosophen, der Demokratie, wo die Tragödie ihren Anfang nahm und sich die Götter „Gute Nacht“ sagen.
Ja, wen wundert`s? Wer 15000 Kilometer Küste sein Eigen nennt und wo die Sonne für 3000 Stunden im Jahr die Gemüter erhellt, da werden die Gedanken wohl beflügelt.
Hoffen die nächsten Wochen auf eine hohe Ansteckungsgefahr!
20.11.2009
Wir entscheiden uns die schmalere Straße über Komara und Metaxades durch die Berge zu nehmen. Es geht hoch hinauf und uns bietet sich ein spektakulärer Ausblick.
Die Landschaft zieht vorüber und man fühlt sich beim Betrachten der Hirten mit ihren Schaf- und Ziegenherden, an kleinen Flüssen und unter Eichen, fern des Städterummels, in der Zeit zurück versetzt. Einzig diverse Militärposten und -fahrzeuge, die von Zeit zu Zeit unseren Weg kreuzen, stören die Idylle. Aber selbst die Soldaten lächeln hier und winken uns zu.
Einige Kilometer vor Komotini geht es wieder in die Ebene. Es ist wunderbar warm, rund herum nichts als Felder, auf denen Tabak oder Baumwolle angepflanzt werden. Dunkelhäutige Arbeiter pflücken den Tabak per Hand und anschließend wird jedes Blatt einzeln zum Trocknen aufgehängt.
Bei Arogi erblickt Gaia dann zum ersten Mal das Mittelmeer! Noch ist sie eher zurückhaltend und zieht bei Kontakt ihre Füße schnell zurück. Zumindest bricht sie nicht in Tränen aus.
Auch ihren ersten Ausflug im Fahrradsitz bringt sie mit Bravour hinter sich.
Sie schaut zwar noch etwas skeptisch, lässt sich aber eine geschlagene Stunde herum kutschieren.
Der Lkw-Alltag hält langsam Einzug und wir widmen uns so langsam der Hygieneerziehung.


5 Tage später sind wir des Erholens überdrüssig und fahren weiter Richtung Thessaloniki. Unsere Route verläuft über Lagos, wo man vom Auto aus Pelikane in einem Feuchtbiotop beobachten kann, durch die historische Altstadt von Kavala, die Küste entlang.
Etliche, neu gebaute Feriendomizile ziehen bis Elefthero an uns vorbei.
Dort verspricht uns ein Wegweiser eine heiße Quelle ganz in der Nähe. Wir landen an einem magischen Plätzchen, schlendern durch einen Platanenhain und finden am Fuße eines Berges eine 1×1 Meter große „Naturbadewanne“ mit ca. 40 Grad warmen, leicht schwefelig riechendem Wasser. Herrlich!
So müssen sich die Götter fühlen!


Wir verweilen nicht lange und fahren weiter bis nach Olymbiada, wo Aristoteles das Licht der Welt erblickt haben soll. Die Suche nach einem Doktor führt uns von hier aus wieder in die Berge, da Wolfgang nach einigen Wochen immer noch mit Grippesymptomen zu kämpfen hat. In Poligros, der Hauptstadt Chalkidikis, gibt es ein Krankenhaus, in dem man sich ohne weiteres untersuchen lassen kann und er ein entsprechendes Rezept erhält. Es wird besser.
Die nächsten Tage verbringen wir auf Sithonia, dem mittleren der drei „Finger“, bei Sonnenschein direkt am Strand. Wir treffen Frank, der gerade aus Albanien kommt und uns ein Stück begleiten will. Er ist in seinem Mercedes Rundhauber 1113, namens „Phoebos“ unterwegs und Wolfgang machte seine Bekanntschaft bereits vor 10 Jahren in Afrika.


Am 01.11. starten wir eine Rundtour um die Halbinsel. Auffällig ist an diesem Ort dass alle Hirten, denen wir begegnen ihre Tiere vom Pick-Up aus hüten?! Rentiert sich denn das?!
Da zerfällt ein romantisches Image…

Schneller als gedacht holt uns das schlechte Wetter wieder ein und wir flüchten gen Süden.
Immer das Meer im Blick fahren wir an Thessaloniki vorbei nach Katerini, wo uns die Sicht auf den Olymp zuerst noch verwehrt bleibt. Schon am nächsten Morgen jedoch überzeugen uns ein strahlend blauer Himmel und eine verlockende Aussicht auf den Sitz der Götter, davon einen Ausflug empor zu unternehmen. Im 2. Gang geht es „auffi“ auf 1100 Meter, soweit man eben fahren kann. Unsere Füße tragen uns anschließend für`s Gruppenbild noch ein paar Meter weiter. Die angeblichen 8 Stunden bis zur 2917m hohen Gipfelspitze nehmen wir dann das nächste Mal in Angriff.


Im Schnelldurchlauf ziehen wir weiter über Larissa und Lamia durchs Land, bis wir eine kleine Bucht kurz hinter Galaxidi erreichen. Das Highlight auf der Strecke sind einige Kurzhauber, die entweder noch voll im Arbeitseinsatz sind, oder aber am Schrottplatz vor sich hin rosten.

Da wir aber immer noch nicht unser Winterquartier erreicht haben, machen wir uns am 11.11. (Helau) wieder auf die Straße Richtung Peleponnes. Bei Nafpaktos überqueren wir den Golf von Korinth auf der längsten Schrägseilbrücke der Welt. Am westlichsten Punkt des Peleponnes erwarten eine historische Heilquelle mit dazugehörigem Schlammbecken und kilometerweite Sandstrände.
Es scheint als seien wir im Paradies angekommen. Wer wünscht sich nicht einen so riesigen Sandkasten und Badespaß ohne Beckenrand?

Im freaky Nafplio treffen wir doch tatsächlich nach längerer Zeit mal wieder auf „Alternative“. Seit vier Jahren lebt dort ein Pärchen auf einem Einmaster und sie bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Straßenkunst. Auch ein „Bayer“, der schon länger im Bus zu Hause ist, hält sich mit Pantomime über Wasser.
Die Ostküste der Insel erreichen wir bei Epidavros, von wo aus es nur noch einen Katzensprung weit bis zum Schwindel erregend tiefen, von Menschenhand geschaffenen Kanal von Korinthos ist.
Unterwegs haben wir Zeit einige Weiterreisevorbereitungen abzuhaken.
Wolfgang repariert das Motorrad und ich finde endlich Zeit unser Orka-Logo anzubringen
Als leicht nervenaufreibend und zeitaufwendig erweist sich das Organisieren der anstehenden Weiterreise, und Ausfüllen diverser Visa-Anträge. Nachdem sich Wolfgang eingehend mit für uns relevanten Reiseberichten und Empfehlungen aus einschlägiger Literatur auseinandergesetzt hat und nach Abwägen aller „Für und Widers“, entschließen wir uns dazu, die Beschaffung der Visa für den Iran, Turkmenistan, Usbekistan und Russland im Vorfeld bei einer Visazentrale in Deutschland in Auftrag zu geben. Auch unsere Reisegefährten können von den Recherchen profitieren und müssen nicht den gleichen Aufwand betreiben.
Ansonsten tummelten wir uns an magischen Orten, badeten in heißen Quellen und unter eiskalten Wasserfällen, bestaunten aus Stein gehauene Heroen, tranken aus alten Quellen und erlebten den Ozean mal brodelnd und dann wieder sanft glitzernd.
Besuch aus Bayern
Dann folgt der 10. Dezember und mit ihm kündigt sich unser erster Besuch an.
Berthold und Edeltraud, Wolfgangs Eltern haben Sehnsucht und Lust auf Griechischenlands umfangreiche kulturelle Schätze.
Natürlich steht im Vordergrund die kleine Enkelin!


An Athen vorbei fahren wir bei Erithres in die Berge, wo die kleine Gaia zum ersten Mal in den Genuss von frisch gefallenem Schnee kommt.

In Osios Loukas besichtigen wir ein byzantinisches Kloster das zum Unesco-Weltkulturerbe zählt. Wir begutachten die heimische Quelle, die Kreuzkuppelkirche und nicht zu vergessen, die Gruft des Seeligen.


Bei Arahova, einem quirligen Skiort, mit Postkartencharakter, am Südhang des Parnass,
erwarten uns Themperaturen um den Gefrierpunkt und Frau Holle lässt dicke Schneeflocken vom Himmel fallen.
Solches Wetter verheißt bei fünf Personen im Mobil nichts Gutes…
Des Morgens sind wir erst Mal mit Schwitzwasserbekämpfung beschäftigt.

Sonntag, den 13. Dezember erreichen wir dann ein kulturelles Highlight Griechenlands: „Delfi“.

Wo einst die Erdenmutter Gaia das Orakel befragte und später Apollon, der Gott des Sonnenlichts durch die Pythia sprach, schlendern nun die Schwarzmeiers entlang der Heiligen Straße und bestaunen den Apollontempel, das Theater, das Heiligtum der Athena Pronaia und einen Wahnsinnsausblick.



Edeltrauds Geburtstag feiern wir bei den Thermopylen, den „Warmen Toren“.
Bevor wir zurück zum Ausgangspunkt kehren, genießen wir das 42 Grad heiße Wasser der hier entspringenden Schwefelquellen bei angenehmen 15 Grad Lufttemperatur und die andächtige Stimmung beim Spaziergang am nah gelegenen Meeresufer.



Zu einem rundum gelungenen Griechenlandurlaub gehört abschließend natürlich noch ein Besuch der Akropolis. Hoch über der Stadt thront dieses einst religiöse Zentrum der Antike. Abgase und jährlich bis zu 3 Millionen Schaulustige sorgen dafür, dass das bekannte Bauwerk sich nur noch im Restaurationszustand präsentiert.



…und dann ist die gemeinsame, viel zu kurze Woche auch schon wieder vorbei und Edeltraud und Berthold verabschieden sich auf unbestimmte Zeit.
So mit Oma und Opa durch die Gegend zu reisen wär` doch eigentlich auch nicht schlecht…
Am 24.12. erlebt Gaia auf der Insel Evia ihre erste Bescherung unter unserer traditionellen Weihnachtspalme!

Kletterpartie auf der ältesten Platane der Welt!

Willkommen 2010 !
Und weil`s so schön ist verschlägt`s uns über Sylvester wieder an die Thermopylen.

Gemeinsam mit Thomas und Sabine, die mit ihrem Kurzhauber 911 den eisigen Temperaturen in Deutschland gerade noch so entfliehen konnten und Frank, samt Besuch Lausi und Stefanie aus München, begrüßen wir am 31.12. gleich zwei Mal das Neue Jahr.
Wohlgemerkt bei angenehmen Temperaturen um die 20 Grad – Dank Fön!


Was wir uns und allen Anderen da draußen für heuer wünschen:
Ein bisschen mehr Bescheidenheit im Umgang mit unseren Ressourcen,
ein bisschen mehr Demut vor der Schönheit von Mutter Natur,
ein bisschen mehr Verständnis und Respekt füreinander,
und ein bisschen mehr Gerechtigkeit, damit nicht die Einen hungern müssen, damit andere immer fetter und maßloser werden!
Nach 2 1/2 Wochen lustigem Beisammensein und nicht zu vergessen täglichen warmen Waschungen treten wir am 10.01.2010 den Rückweg Richtung Thessaloniki an,
wo wir unseren nächsten Passagier für eine Woche erwarten.
Unterwegs machen wir bei Kastraki einen Zwischenstopp und erklimmen die Straße zu den Meteora Klöstern, den „Klöstern der Lüfte“.

Diesen Namen verdanken die einstmals 24 heiligen Stätte, die überwiegend im Mittelalter gegründet wurden, ihrer Lage auf bis zu 534 m hohen, bizarr anmutenden Felsen, die bei Nebel zu verschwinden scheinen.
Ursprünglich waren diese Höhen nur über Saumpfade, Seilwinden, oder Leitern zugänglich.
Wir „schlendern“ durch das noch betriebene Kloster „Varlaam“, wo Röcke zum Bedecken der unzüchtigen Frauenbeine in Männerhosen vorgeschrieben sind.
Der Blick auf die Umgebung ist berauschend.

Hier oben treffen wir auf Claudia und Mauro aus Spanien kommend. Er will mit seinem historischen Motorrad in vier Monaten einmal ums Mittelmeer düsen.

Die Temperaturen haben sich nun um die 5 bis 10 Grad eingependelt, was für uns bedeutet, dass der Holzofen wieder regelmäßig in Betrieb ist.
Brennmaterial ist kein Problem, da man entlang der Küste Schwemmholz und am Straßenrand herumliegendes Geäst findet. „Jut und billig!“
Omazeit
Am 15.01. steigt Siggi, Dianas Mutter zu.

In der folgenden Woche heisst`s für alle Beteiligten Entspannung pur!
Gaia ist angestrengt damit beschäftigt die neue Spielgefährtin auszutesten und zu unterhalten; nur die mitgebrachten ersten Schuhe behagen ihr noch nicht so ganz.
Wir machen eine Rundfahrt um den westlichen „Finger“ von Chalkidiki, Kassandra und vertreiben uns die Zeit mit Klatsch und Tratsch von Daheim und ausgedehnten Spaziergängen.

Zum Abschluss sehen wir uns zwischen Krini und Petralona eine wunderbare Tropfsteinhöhle an.
Am 22.01. heisst`s für Siggi dann wieder Abschied nehmen und wir sind frisch ausgeruht und startklar für die Überfahrt nach Asien!
Und wie schlägt sich unser kleiner Sonnenschein in der Zwischenzeit?
Gaia ist topfit und sprüht vor Energie und Lebenslust in ihrem 11 Monat!
Sie hat mittlerweile fast jede Ritze im Lkw erkundet und testet momentan ihre mimischen und sprachlichen Fähigkeiten, damit sie das bekommt, was sie gern möchte.

Im Innern von Morpheus hat Alles die optimale Höhe zum dran festhalten, hochziehen und beobachten, was draußen so abgeht. Absolut Kindoptimal, also!

Der achte Zahn blinzelt hervor, was aber nicht bedeutet, dass sie auf ihre gute Muttermilch verzichte würde. Deshalb (hoffentlich) hält sie uns nachts im Moment noch immer ziemlich auf Trab, aber das gehört sich halt auch dazu.
Sie brabbelt, krabbelt, geht die ersten Schritte an der Hand und verdreht so ziemlich jedem, dem sie begegnet den Kopf.
So der Winter hat uns eingeholt – machen die Schotten dicht – und weiter geht`s!

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