MORPHEUSREISEN

auf der straße des lebens

Kategorie-Archiv: 2010/04 Usbekistan

Usbekistan – Entlang der Seidenstraße

Die Abfertigung auf turkmenischer Seite verläuft relativ zügig, nicht zuletzt weil Gaia als der Zöllner eintritt zum Toben beginnt.Auf der „anderen“ Seite folgt die übliche stundenlange Bearbeitung der Papiere.Zum Glück haben wir alles Notwendige immer dabei und machen zwischendurch Picknick daheim.(Hier wird Fieber gemessen! (Gut das wir Alle wieder gesund sind!))

Somit beginnt bereits am 23.04. ein neues Kapitel.

Am ersten Rastplatz bekommt unsere kleine Reisegruppe Zuwachs. Frank tauscht mit zwei Hirten ein altes Klapprad gegen ein kleines Zicklein, das er kurzerhand auf seinem „Balkon“ verstaut. Gaia, Emma und Paula sind natürlich begeistert. Bald ist denn auch ein passender Name gefunden: „Roxana“. Nach einer usbekischen Prinzessin, die sich der Große Alexander einst auf seinem Feldzug hier zur Frau auserkoren hatte. Voila, perfekt!

Mittlerweile beschert uns die Sonne Temperaturen um die 30 Grad und landschaftlich ändert sich anfangs nicht viel.Sobald ein Fitzelchen Grün am Horizont auftaucht und wir meinen, einen ruhigen Nachtplatz zu finden, tut sich wieder ein Oasenstädtchen auf und wir haben Gesellschaft.

Die Menschen hier leben bescheiden, sind freundlich und hilfsbereit.

Das erste Ziel ist Bukhara.

Unser Auftreten verhilft uns in der Parkanlage um das städtische Stadion zu einem ruhigen Stellplatz im Grünen. Wolfgang erzählt den Kioskbetreibern dort wir seien Artisten vom Zirkus und schon dürfen wir bleiben und sind „everybodys darling“.(Ob das in Deutschland, in einer Stadt wie München wohl auch möglich wäre? Hängematte aufspannen, Plantschbecken aufstellen, Ziege und Hund von der Leine lassen und zur Krönung noch ellenlange Wäscheleinen bestücken…?)

In aller Ruhe können wir die folgenden Tage denn auch die herrliche Altstadt mit ihren unzähligen Sehenswürdigkeiten genießen.

Über ein Gewirr aus staubigen Gassen, die gesäumt sind von Maulbeerbäumen und aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen, gelangt man zu unzähligen Mädressen, ehemaligen Koranschulen. An den monströsen, ganz individuellen Eingangsportalen, fallen nicht nur die herausstehenden Holzpfähle auf, die die bösen Geister fernhalten sollen, sondern auch die Verwurzelung der Einheimischen mit ihren animistischen Traditionen.

Wir besuchen den Puppenmacher und kommen in den Genuss seinen Schatz an wunderbaren, orientalischen Handpuppen zu bestaunen. Gaia bekommt ein Pärchen und die nächsten Tage sagt sie nur noch das Wort „Puppe“.

Als nächstes beschäftigt Wolfgang erst einmal ein anderes Projekt. Der Umbau unseres Wohnbereichs. Die Zeit des Babyfaulenzens ist vorüber, Gaia will sich bewegen und wir brauchen einen schnell aktivierbaren Tisch zum Essen und Arbeiten.

Eineinhalb Tage legt sich Wolfgang ins Zeug, vermisst, sägt, bohrt und schraubt und dann dürfen wir das modifizierte Zuhause endlich bestaunen.

Wüstenkarawane

Skepsis unter den Einheimischen

Auf dem Weg nach Samarkand landen wir bei der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz auf dem Marktplatz eines kleinen Dorfes.

Es dauert nicht lange bis sich einige Neugierige zu uns gesellen.

Da am nächsten Tag ein großer Markt stattfinden soll, hat Frank die Idee sein Trampolin aufzubauen, um den Leuten eine Freude zu machen. Hier weiß Keiner was ein Trampolin ist, doch die Jungs packen fleißig mit an, das große sperrige Ding aufzubauen.

Nach getaner Arbeit führt Meister Frank seine Künste vor und hat anschließend alle Hände voll zu tun den Ansturm unter Kontrolle zu halten.

Am nächsten Morgen werden wir schon früh vom Markttreiben geweckt.

Von Schrauben über Fahrradsattelbespannungen und Reißverschlüssen bis hin zu Fleisch und Tomaten gibt es Allerhand, was man gebrauchen kann.

In Samarkand,

der sagenumwobenen Stadt auf der Seidenstraße, in der Sheherazade dem Sultan ihre 1001 Geschichten erzählt haben soll dürfen wir uns auf den Parkplatz eines Theaters stellen und dort sogar die Toilette benutzen und Wasser holen.

Es ist nicht weit bis zum berühmten Registan Ensemble, drei beeindruckenden Mätressen, dem Guri Amir Mausoleum mit dem Schrein aus dunkelgrünem Jadestein und in die Altstadt.

Die Reise geht weiter und langsam verändert sich die Landschaft. Es wird fruchtbarer und hügeliger. Felder und kleine Ortschaften ziehen an uns vorüber. Das Leben außerhalb der geschichtsträchtigen Städte scheint gemächlicher zu verlaufen; Eselskarren und Wasserräder sind hier noch voll im Einsatz und die „Alten“ sitzen gemütlich vor den Lehmmauern ihrer Höfe und plaudern.

Die schöne Roxana

Zügig geht die Reise weiter nach Tashkent, wo wir die Visa für Kirgistan und Kasachstan beantragen müssen. Eine Einladung führt uns ins Haus der Familie von „Sancho“.

Ja so ist das eben wenn sich jeden Tag die ganze Welt verändert, sehnt man sich am Abend nach seinem bequemen Nest!

Vom 10.-17. Mai hängen wir in Tashkent und am Tashmore, einem Stausee in der Nähe fest. Die Beschaffung der Visa erweist sich als etwas langwieriger als angenommen.

Und letztendlich muss das kasachische Visum doch noch bis Bishkek warten.

Zumindest klappt die Abwicklung der Kirgisen recht flott, wenn auch gegen ein nicht unerhebliches Entgelt.

Großstadt bedeutet natürlich vor allem auch, dass man Einiges erledigen kann.

Gaia bekommt ihre zweite Impfung von einem deutschen! Arzt im Internationalen Krankenhaus und auf dem Obst- und Gemüsebasar können wir uns mit allen möglichen Leckereien eindecken.

Geparkt wird spontan auf der Hauptstraße Richtung Zentrum, was uns trotz Viereckformation regelmäßigen Besuch beschert.

Das letzte Stück des Weges führt uns über den Kamchik Pass (2267m), einem Nadelöhr zwischen Usbekistan und Tadschikistan. Schwer bewaffnete Soldaten bewachen die nicht sehr Vertrauens erweckenden Tunneldurchfahrten und diverse Gastransporter werden von Polizeifahrzeugen begleitet.

Die Abfahrt ins Fergana Tal bietet anschließend einige nette Einsichten, in fast schon mittelalterlich anmutende Lebensverhältnisse. Entlang eines Flusses hängen Felle zum Trocknen aus und die Imker gehen ihrem Handwerk nach.

Bevor wir unsere letzte usbekische Nacht dank besorgter Polizisten inmitten der Stadt Uchgorhan verbringen dürfen und nicht in einem herrlichen Flussdelta außerhalb, genießen wir noch einmal ein Bad in der Menge. Das Aufsehen das Wolfgang mit seiner Haarpracht und natürlich auch unser fahrbarer Untersatz bei den Leuten hier erregt ist unglaublich. Auf die Dauer fast etwas zu anstrengend.

Die letzten Kilometer bis zur Grenze halten wir mehrere Male an, um nach dem richtigen Weg zu fragen, weil die Straße so unauffällig vor uns liegt und so wenig Verkehrsaufkommen herrscht, dass Wolfgang ins Zweifeln kommt.

Und dann doch: Die Usbekisch-Kirgisische Grenze.

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