MORPHEUSREISEN

auf der straße des lebens

Kategorie-Archiv: 2010/09 Mongolei II

Aktuelles !

23.08.2012, Frankenreuth, Deutschland – Aufgeschlagen

 

Gut, wir gestehen: haben bereits vor rund 4 1/2 Wochen an unser Mutter Busen, der guten, alten Deutschland angedockt. Um ab sofort jedoch weiteren Unklarheiten, -stimmigkeiten und totaler Verwirrung vorzubeugen, schieben wir den Vorhang zum schemenhaften Hier und Jetzt etwas beiseite und bestätigen also, ganz offiziell: Die Besatzung des Erkundungsgleiters Morpheus ist vollzählig, gesund und positiv gestimmt, mitsamt intakter Erstbereifung! und unter Freudentränen wie ……

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Koh Chang – „Für Immer und Ewig!“

Endlich! Nach langem Suchen haben wir unseren Platz zum Bleiben jetzt doch noch gefunden!

 

Vor der Schnauze unseres Lasters erstreckt sich im Schatten des Ozeans eine versteckte Lagune, über der ein Seeadlerpärchen gerade seine Kreise zieht. Das Wasser glitzert petroleumblau im Licht der Nachmittagssonne und aus dem undurchdringlichen Dickicht hinter uns dringen bereits die Abendschreie einiger Gibbons. Über Stock und Stein haben wir den wackeligen Weg hierher bezwungen, an dessen Ende eine kleine, verlassene Bambushütte darauf wartete von uns gekapert zu werden. Nun sind die Räume erobert, die Familienflagge flattert in der salzigen Brise am Strohdach und der menschenleere, weiße Sandstrand wurde zum „Kinderzimmer“ erklärt…

 

Ja, auch nicht schlecht, hört sich aber eher nach Zukunftsmusik an…

 

Noch fahren wir selbstverständlich auf der „Straße des Lebens“ weiter und die Überschrift bezieht sich eigentlich (nein, tatsächlich) auf dieses Ereignis:

 

Gestatten, mein „Held der Woche“ – „King“, von Beruf  Tätowierer auf der Insel Koh Chang. In 5 (fast) schmerzlosen Stunden nadelte er ein von mir entworfenes Design für „immer und ewig“ unter meine Haut. Fühlt sich gut an!

 

Der Baum des Lebens

Mr "KING"

 

Interesse an einem individuellen Tattoo-Design? Einfach `ne Mail schreiben!

 

 

Zu Gast

Nur noch zwei Tage verbleiben uns am darauffolgenden Tag in diesem unvergleichlichen Land und auf unserer Wunschliste ist ein wichtiger Punkt offen geblieben: der Besuch einer Jurte.

Was wäre ein Besuch der Mongolei ohne ein Nomadenwohnzelt von innen gesehen zu haben?!

Irgendwo hinter Erdene treffen wir wieder auf die Hauptpiste Richtung Erenhot. Noch ist die Strecke ungeteert, aber die neue Straße, an der hier schon eifrig gebaut wird, könnte wohl in nicht allzu ferner Zukunft fertig gestellt sein. Ob eine Fahrt durch dieses Land wohl dann noch den selben Zauber hat?

Und endlich ist es soweit. Nachdem der erste Versuch uns selbst einzuladen wahrscheinlich wegen der Abwesenheit des Hausherrn gescheitert ist, taucht im Abendlicht eine kleine Jurtenansiedlung auf.


Und schon sitzen wir mittendrin.

Pingelig hatte ich darauf geachtet beim Eintreten ja nicht auf die Schwelle zu treten, da das für die Familie Unglück bedeutet. Geschafft! Und dann? Wie war das gleich….links oder rechts herum gehen? Man sollte am besten gar nicht so viele Reiseführer mit „nützlichen“ Tips lesen, weil am Ende eh alles viel einfacher ist, als beschrieben. Selbst in der Mongolei weiss man, dass die Welt „da draußen“ eine andere ist und anderswo andere Sitten herrschen, was natürlich nicht bedeutet, wir würden uns nicht bemühen, ihre zu achten. Schon sitzen wir also auf einem Bett in der linken! Hälfte der Jurte gegenüber der ganzen Familie von Baby bis Oma und schlürfen selbst gemachten Joghurt. Der Herr des Hauses hockt dazwischen mit Blick auf die Eingangstüre und leitet gewissermaßen die Kommunikation.

Und wie funktioniert das jetzt so ganz ohne gemeinsame Sprache? Ebenfalls leichter, als angenommen!

Gaia braucht ein paar Minuten bis sie auftaut. Nach den sonnengetrockneten Keksen aus Kamelmilch ist das Eis dann aber gebrochen und sie meint, sie wäre im „Tunnel“, was bei ihr bedeutet, sie fühlt sich pudelwohl!


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In ungezwungener Atmosphäre verbringen wir bei unserer mongolischen „Gastfamilie“ einen Abend voller Herzlichkeit und Offenheit und es wird uns ein tiefer Blick in die Sitten und Gebräuche einer der wohl letzten Nomaden dieser Erde gewährt.

Diese Begegnung zählt zu den schönsten und eindrücklichsten Erlebnissen der bisherigen Reise und eine detailiertere Erzählung folgt im geplanten Buch.


Die Wüste Gobi

Die kommenden ca. 230 Kilometer lassen wir aufgrund der guten Straßenverhältnisse schnell hinter uns. Es wird zunehmend kälter und ich frage mich wann denn jetzt endlich die Wüste beginnt. Als es dann schließlich auch noch zu schneien beginnt, bin ich leicht überfordert, weil „Gobi“ und Schneefall nicht ganz meiner Vorstellung entspricht. Machen sich so etwa die Auswirkungen des Klimawandels bemerkbar? Doch bereits als wir gegen Abend einen Übernachtungsplatz auserkoren haben, können wir die dicken Jacken wieder weglegen. Die Stimmung wird nur dadurch gedämpft, dass Matthias in dieser Nacht von einem Angetrunkenen in einem Pkw seitlich gerammt wird. Zum Glück kommt niemand gesundheitlich zu Schaden; am nächsten Morgen müssen die Männer also erst ein paar Schönheitskorrekturen an „baby 3“ vornehmen, bevor`s weitergeht. An Werkzeug fehlt es eigentlich nie – mit dem Equipment der momentanen Gruppe könnten wir wohl eine Werkstatt auf 12 Rädern eröffnen.

Fotografierunterricht

Jeder hat beim Schrauben so seine Aufgabe

Bei Sainshand verlassen wir die Hauptroute und schlagen den Weg in westliche Richtung zum Kloster „Khamryn Khiid“ ein. Fortan legen wir die Navigation voll und ganz in die Hände von Thomas und Sabine, und die folgen den Anweisungen ihres GPS. Die Piste wird zunehmend schlechter und die Landschaft immer eindrucksvoller. Zwar erscheint mir die Wüste nach wie vor grüner als gedacht, es wachsen Lauch, Kräuter, Kakteen und kleine Sträucher voller Blüten, die halbverweesten Kadaver und Skelette am Wegesrand jedoch sind Zeugen des Überlebenskampfes inmitten dieses riesigen Sandmeeres.

eine Sukkulele, ein Wasserspeicher der Wüste

Wer einmal Piste gefahren ist, wird süchtig!

Bevor wir am 23.9. unser Ziel erreichen, winkt auch schon die erste Panne des Tages. Eine von Matthias vorderen Spiralfedern bricht im unteren Bereich. Nachdem Begutachten kann es aber gleich weiter gehen, weil sich durch Stelle des Bruchs eine Reparatur vorerst erübrigt.`

Pünktlich zum Mittagessen erreichen wir eine kleine beschauliche Klosteranlage, die laut Auskunft eines indischen Straßenbauers, eine der „wenigen“ Attraktionen des Landes sein soll. Zum gesamten Komplex gehören noch weitere Pilgerstätten. Gleich bei Ankunft erwarten uns zwei mächtige, über und über mit Milch und Reiskörnern besprenkelte, symbolische „Brüste“. Die dreimalige Umrundung ist den Frauen vorbehalten und soll entsprechende Wirkung zeigen. Etwas peinlich für Thomas, der unter den zweifelnden Blicken einiger Mongolen seine Runden dreht und wie alle anderen auch die jeweiligen „Opfergaben“ darbringt. Erst im Nachhinein erfahren wir nämlich den tieferen Sinn des leicht säuerlich riechenden Objekts.

In einer Linie angeordnet wurden zahlreiche schneeweiße Stupas in die rostrote Landschaft gestellt, die das Kloster und den Glockenturm miteinander verbinden.

Noch ehe wir den Weg dorthin bewältigt haben, und gerade als ich zu Wolfgang sage, „Der Matthias immer mit seiner Kiste….“, krachts und es gibt kein Vorwärtskommen mehr. Der zweite Federbruch des Tages.

Ja, jetzt fordern 3000 Kilometer Holperpiste ihren Tribut! Fast muss man sich wundern, dass das 40 jährige Material die Strapazen der letzten Wochen so gut überstanden hatte. Den ganzen Nachmittag brauchen Wolfgang, Thomas und Matthias für den Ausbau des linken hinteren Federpackets. Die oberste Feder war im vorderen Bereich gebrochen, wodurch sich die komplette Achse nach hinten verschoben hatte, bis der Reifen schließlich an der Staubox zum stoppen kam. Eine Fahr- geschwindigkeit von 20 km/h verhinderte Schlimmeres. Glüchlicherweise wird beim Klosterkomplex gerade ein neues Gebäude gebaut und man hat einen Schweißapparat vor Ort. Die Arbeiter, die ihre kleinen Jurten direkt an ihrem Arbeitsplatz aufgestellt haben, zeigen sich sehr hilfsbereit. Noch in derselben Nacht zerlegen sie mit Wolfgang zuerst das Packet und schweißen dann die kaputte Augennaht. Am nächsten Morgen kann die Blattfeder (zur sicherheit um 180 Grad gedreht) wieder eingesetzt werden.

Ab und an fährt ein Einheimischer vorbei und lässt es sich nicht nehmen mit anzupacken. Eigentlich fährt kein Auto vorbei, ohne Anzuhalten und nach dem Rechten zu fragen!

Nach dem gemeinsamen Mittagessen bei Sabine, die uns freundlicherweise derweil bei sich aufgenommen hat (Morpheus steht in unheimlicher Schräglage) können wir die Reise fortsetzten. Ein angeblicher „Energieplatz“, der von Stupas umrahmt ist und der von einem „Owoo“ gekrönt wird, kommt uns gar nicht so energiegeladen vor. Uns.

Ein sympatischer, kleiner Mönch mit Schnapsfahne stimmt gerade gemeinsam mit einer Reisegruppe eine mongolische Weise an und gegen ein paar Tugrik extra kann man sich persönlich segnen lassen.

Die Felsenhöhlen in nicht allzu weiter Entfernung lassen einem da schon eher einen Schauer über den Rücken laufen. Einst ließen sich betende Mönche hier einmauern, um die Erleuchtung zu finden. Auf der Spitze dieses Berges haben Gaia, Matthias und Wolfgang denn dann auch eine „magische“ Begegnung. Eine Schlange wagt sich aus ihrer Behausung und gönnt sich für einen kurzen Moment ein Bad im Sonnenschein. Wie gut dass ich gerade die Aussicht genieße und nichts davon mitbekomme.

Bei den Fahrzeugen erwartet uns ein nettes, interessiertes Paar aus U.B., dass den mittlerweile ebenfalls eingetroffenen Mönch von vorher, nach einer Haus- besichtigung darum bittet uns für die Reise zu segnen. Wenn das kein positives Zeichen ist…

Ulan Baatar

Am 15. September erreichen wir Ulan Baatar, den „Roten Recken“, einst eine Ansiedlung von Jurten, wo der Gegeen, der „Erleuchtete“ in seiner Palastjurte, dem „Urgöö“ residierte. Seine günstige Lage veranlasste vor etwas mehr als 200 Jahren die Geistlichlkeit des Landes dazu sich hier nach Jahrzehnten der Wanderschaft niederzulassen und ein bedeutsames Handelszentrum entstand. In den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts wurden erstmals Steinhäuser errichtet.

Seit einem erneuten, zufälligen Treffen in der Mongolei mit Bernard und Marie-Louise, dem französischen Paar, wussten wir, dass es westlich des Nationalzirkus, also zentral, einen kostengünstigen Parkplatz gibt. Ungefähr 2,50 Euro kostet die Nacht pro Fahrzeug, inklusive Strom. Die Eigentümer sind nett und der Geräuschpegel hält sich in Grenzen. Die nächsten Tage gehen wir gemütlich an. Im Naturkundemuseum bekommen wir unser erstes fast vollständiges Tyranosaurus- rexskelett zu Gesicht (und viel zu viele ausgestopfte Tiere aus aller Welt), auf dem Basar kann man sehr günstig Nähzubehör einkaufen (und Gaia bekommt die entblößte Brust einer angetüdelten Mongolin vor die Nase gehalten, woraufhin sie mir den restlichen Tag den Ausschnitt zuhält) und im Mongolischen Nationalzirkus bestaunen wir Artisten in Filzkostümen, einheimische Ringer, die ihre Kräfte zur Schau stellen und den Adlertanz vorführen und leider auch dressierte Bären.

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Am 20.9. verlassen wir die Stadt und machen uns auf den Weg Richtung Süden, immer entlang der Trans Mongolischen Eisenbahn. Abenteuer liegt in der Luft.

 

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