Lang, lang waren wir nun hier, in dem Land, das von oben betrachtet wie der Kopf eines Elefanten aussieht, haben Kräfte geschöpft für Neues und uns Erlebtes durch den Kopf gehen lassen. Um ganz genau zu sein hatten wir knappe fünf Monate Zeit um anzukommen, uns einzuleben, wieder auf die Füße zu kommen, uns auszutauschen. Wir wissen nicht, ob allein die Dauer des Aufenthalts es einem einfacher macht den Kern der Dinge in einem fremden Kulturkreis besser zu verstehen, die Zeit reichte jedoch aus, um den ganz speziellen „way of life“ der Thailänder schätzen zu lernen.
Wo sonst gehört das Antlitz des Königs Bhumibol, der seit über sechzig Jahren das Land regiert ebenso selbstverständlich zum Straßenbild, wie in orangefarbene Tücher gewickelte, mit Tätowierungen geschmückte Mönche, oder Röcke tragende Männer?
Wo sonst schwängert der betörende Duft von Räucherstäben die Luft, bevölkern etliche Garküchen, Schnellimbisse, Obststände und motorisierte Eisdielen Straßen und Wege, um jederzeit, Jedermann den rechten Happen anbieten zu können?
Wo sonst zählt ein „stinkendes“ Obst, die Durian zu den Königsfrüchten, deren Genuss dem Einen einen Schauer über den Rücken und dem Anderen größte Wonne beschert?
Wo sonst schreibt man das Jahr 2554, nach buddhistischer Zeitrechnung, hängen 94% der Einwohner dieser Glaubensrichtung an, ohne dabei ihre „alten“ Geister zu vergessen, denen sie eigene Häuschen aufstellen?
Wo sonst musste die Natur in nur wenigen Jahrzehnten dem menschlichen Streben nach Wohlstand, Technik, Industrialisierung und Bequemlichkeit so viel Platz machen?
Wo sonst finden auch noch vier Mann mit kleinen Kindern auf einem Moped genügend Platz?
Wo sonst wirst du als Ausländer nicht nur erkannt, sondern auch enttarnt und als eben solcher, also als „Ausländer“ bezeichnet?
Wo sonst sind dem „Eingeborenen“ seine Gummi-Flip-Flops an den Füßen das, was dem Bayern einmal die Lederhose war?
Wo sonst hat man auch nach einer relativ langen Zeit noch immer das Gefühl, man wisse eigentlich gar nichts. Auf den Lippen tragen die Menschen stets ein Lächeln und Kommunikation findet auf einem eher oberflächlichen Niveau statt.
Eins scheint klar, das „Paradies“, das man einst hier fand, hat den touristischen Andrang, die damit verbundenen Entwicklungen und die menschlichen Makel unserer Zeit nicht überlebt.
Unser aller Hunger nach noch mehr, hat das Wasser, den Boden und die Wurzeln vergiftet.
Der Müll, den man „draußen“ dem Meer einverleibt, zieht sich später gleich einer Riesenschlange die Küste entlang und sollte jeden tagtäglich an den eigenen Konsumwahnsinn erinnern.
Die übelriechenden Ausscheidungen zigtausender Shrimpfarmen verteilen sich über das ganze Land und legen sich wie ein dunkler Schatten über so manchen, einstmals traumhaften Sandstrand. Schneeweiße Korallenteilchen, die stummen Zeugen des Sterbens der Riffe, bedecken millionenfach die Strände der einstigen Taucherparadiese.
Elefanten, Affen und Vögel an Leinen, in Ketten und Käfigen, fristen ein Dasein als Touristenattraktion, als Arbeitssklave, oder zwitschern in der prallen Sonne wunderbar um ihr Leben. Beispiele für den Verfall gibt es mannigfach…
Und doch kann man hier in diesem Land, bei diesen Menschen ankommen.
Wir haben uns sicher gefühlt, nicht bedrängt, haben die zurückhaltende, freundliche Art der Thailänder genossen, haben uns wohl gefühlt bei diesen Menschen, deren Alltag sich vor den Häusern, auf den Straßen, in den Lokalen, am Strand und auf den Arbeitsplätzen abspielt.
Im Vergleich mit anderen Nationen bieten Flora und Fauna von Ost nach Süd noch immer positive Überraschungen. Regenwald, Wasserfälle, Inselparadiese, exotische Blumen und Tiere, ein Teil der alten Welt hat es geschafft weiter zu existieren.
Beim Blick auf den Horizont, auf das glitzernde Wasser, beim Leben mit Ebbe und Flut und dem Stand der Sonne, wird uns einmal mehr bewusst, dass der moderne Mensch, der homo sapiens, nicht dem Planeten schadet, der schüttelt sich einmal und unser Dasein dauerte nicht länger als eine Millisekunde, gemessen an der Unendlichkeit.
Uns zuliebe sollten wir darüber nachdenken, wie wir in Zukunft leben wollen!
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