MORPHEUSREISEN

auf der straße des lebens

Kategorie-Archiv: 2011/11 Laos II

Bereit für Winter!

Im Angesicht zarter, goldgelber Reisähren, Hüttenwänden, gefertigt aus miteinander verwobenem Bambus, kritischer Blicke, dichtem, sattem Buschwerk und bizarren Speisen aus Bananenblättern treffen wir die letzten Vorbereitungen für den nahenden Winter.

Reisfeld in Laos8

Laotische Bambushütte

Straßenarbeiter in Laos

Der Nam Ha Nationalpark

Ähh Baby da ist ein Fuß in meinem Essen

Bereits in Thailand und Malaysia hatte Wolfgang den 710er einer eingehenden Inspektion unterzogen, um ihn wieder einsatzbereit für die Weiterreise zu wissen. Bremsbeläge, Wasserpumpe, Öle und Dichtungen am Motor wurden ausgewechselt, die Einspritzdüsen generalüberholt, Nippel geschmiert, Roststellen beseitigt, die alte, beschädigte Motorhaube durch eine neue ersetzt.

Hier gehts nur zurück

Überflüssiges Gewicht in Form von Büchern, Kleidern und Sonstigem, was wir die nächste Zeit sicher nicht vermissen würden, verstauten wir im Hinblick auf den steilen Anstieg in Kisten und ließen diese in Kuala Lumpur per Seefracht nach Deutschland verschiffen. (Wo sie vollständig und unversehrt ankamen.)

Jetzt musste also nur noch unsere sommerfrische Garderobe wieder gegen dicke Wollpullover, lange Unterhosen und gefütterte Stiefel aus den Bundeswehrboxen vom Dach ausgetauscht werden. Einzig das Problem mit Gaias Kleidung für die kalten Tage blieb teilweise bestehen. Sie ist mittlerweile ja aus fast allem, was wir für sie bei der Abreise eingepackt hatten heraus gewachsen. Auf dem Russischen Markt in Phnom Penh, wo die Ausschussware namhafter europäischer Hersteller, die im Land günstig produzieren lassen erschwinglich angeboten wird, fanden wir ein paar qualitativ gute Sweatshirts und Hosen aus Baumwolle. Für eine neue Mütze musste die Mama endlich mal wieder in die Strickkiste greifen und glücklicherweise passten eine Skihose und eine dick gefütterte Jacke noch, die Oma Siggi wohl wissend einige Nummern zu groß bereits mit nach Griechenland gebracht hatte (2 Jahre zuvor!)…Das einzige, das gänzlich unmöglich aufzutreiben war, waren ein paar passende, neue Winterstiefel. Selbst in Laos, wo es im Norden nachts momentan recht kühl wird und auch morgens bleibt, trägt Mensch am Fuß ausschließlich chinesische Plastiksandale – übrigens heiß begehrt in ganz Asien. Erst in Luang Namtha, dem einzigen größeren Ort auf dieser Route, finden sich auf dem Morgenmarkt zumindest ein paar Stoffschuhe, die für den Anfang reichen sollten.

Naturkind

Somit machen wir uns ans letzte Wäsche waschen für die kommenden Wochen, räumen ein letztes Mal für die nächste Zeit zweckmäßig um und auf, tauschen in einen Sack alter Kinderkleider und Windeln gegen einen Schubkarren Holz für den Ofen und kontaktieren unsere Verwandten daheim noch einmal, was während der Durchfahrt durch China und Tibet nicht mehr ganz so einfach sein würde…

Nach getaner Arbeit saugen wir gierig die letzten Strahlen herzerwärmender laotischer Sonne tief in uns auf  und verabschieden uns voller Demut vor der Anmut der uns umgebenden, kraftstrotzenden Natur an einem altbekannten Plätzchen nahe Muang Sing von diesem Teil der Welt!

Morgenidylle

Und dann…“Volle Kraft Voraus!“ in Richtung Himalaja!

Volle Kraft Voraus

Laos: von Huay Xai bis Mohan

Willkommen zurück!

Es ist unverkennbar – nach so ziemlich genau einem Jahr quer durch Südostasien sind wir zurück in Laos!

Als wir die betonierte Auffahrt von der Fähre weg erklimmen ist von Grenzbeamten weit und breit nichts zu sehen und wir fragen uns, ob es wohl doch von Vorteil gewesen wäre die Visa bereits in Thailand zu beantragen und nicht darauf zu vertrauen, dass man in diesem kleinen „Fluss-Dorf“ (laut Reiseführer) sofort bei Einreise eines erhält. Die Atmosphäre ist gewohnt entspannt und es dürfte ein leichtes sein jetzt einfach so abzutauchen, was wir aber gerade nicht beabsichtigen.

Vor einem kleinen „Tante Emma Laden“ sitzt eine Dame mittleren Alters, die gerade etwas vor sich hin häkelnd zuerst versucht meine Zurufe zu ignorieren. Als dann Morpheus Vorderreifen aber direkt vor ihr zum Stehen kommt, weiß sie sicher, dass sie gemeint ist, und so besteht ihre Antwort auf; „Visa?, Passport?, Police?“ aus einem mürrischen Wink um die nächste Straßenecke. Der Blinker wird daraufhin rechts gesetzt und es dauert nicht lange, bis wir vor einem Miniatur- wachhäuschen erneut zum Halten kommen, vor dem sich ein paar halbwüchsige Polizisten gerade in der Sonne räkeln. Auf die Frage nach dem Zoll und dem Ort, an dem man ein Visum bekommt, reagieren sie zuerst ein wenig verstört und meinen dazu, so etwas gebe es hier nicht…Hmm, na denn Pech gehabt!
Zufällig fällt mein Blick aber im nächsten Moment auf ein goldenes Schild direkt hinter ihnen  mit der Aufschrift: customs (Zoll). Keine 5 Sekunden später verschwindet Wolfgang in der Einfahrt und eine geschlagene Stunde später stehen wir mit dem Einreisestempel für`s Fahrzeug wieder auf der Straße und die Suche beginnt aufs Neue, denn das Wichtigste, unsere Aufenthaltsgenehmigungen stehen ja noch aus.

Dieses Mal gibt es von den Beamten auch konkretere Tipps zum Auffinden des gewünschten Zielortes und da nur eine Straße in den Ort hinein führt, halten wir kurze Zeit später dort, wo der Strom der Rucksackreisenden am dichtesten wird. Noch bevor uns eine näher kommende Gruppe Wachhabender wieder vom schmalen Haltestreifen vertreiben kann, sind wir auch schon in einer unauffälligen Gasse Richtung Bootsanlegestelle für alle „Autolosen“ verschwunden.

Wir finden den Passschalter und es folgt das altbekannte Prozedere, welches wir nach 30 Grenzübertritten nun schon beinahe mit verbundenen Augen bewerkstelligen könnten. Angaben zur eigenen Person auf einem DIN A4 großen Zettel vermerken (vorn und hinten), unterschreiben, das Ganze mitsamt Passbild und einigen Dollarnoten lächelnd dem Beamten hinter der Scheibe überreichen, biometrisch in die kleine schwarze Kamera blicken (u.U. Fingerabdrücke aushändigen) und im Handumdrehen gelten wir offiziell als legal anwesend! „Sabeidee!“

An diesem Tag bleiben wir nicht wie geplant länger und suchen uns einen Platz mit toller Aussicht, sondern wir flüchten vor der erdrückenden Hitze sobald alles erledigt ist ins Landesinnere. Die 1. Nacht schlagen wir das Lager noch direkt neben der Fahrbahn auf, was in dieser Region jedoch nicht bedeutet, dass man vor lauter Verkehrslärm kein Auge zu bekäme. Im Gegenteil, sobald es finster wird, ziehen sich die Dorfbewohner von nebenan in ihre Bambushütten zurück, die Grillen beginnen ihr allabendliches Konzert, die heiß ersehnte kühle Brise hält Einzug und die Straße gerät völlig in Vergessenheit.

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