Im Angesicht zarter, goldgelber Reisähren, Hüttenwänden, gefertigt aus miteinander verwobenem Bambus, kritischer Blicke, dichtem, sattem Buschwerk und bizarren Speisen aus Bananenblättern treffen wir die letzten Vorbereitungen für den nahenden Winter.
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Bereits in Thailand und Malaysia hatte Wolfgang den 710er einer eingehenden Inspektion unterzogen, um ihn wieder einsatzbereit für die Weiterreise zu wissen. Bremsbeläge, Wasserpumpe, Öle und Dichtungen am Motor wurden ausgewechselt, die Einspritzdüsen generalüberholt, Nippel geschmiert, Roststellen beseitigt, die alte, beschädigte Motorhaube durch eine neue ersetzt.

Überflüssiges Gewicht in Form von Büchern, Kleidern und Sonstigem, was wir die nächste Zeit sicher nicht vermissen würden, verstauten wir im Hinblick auf den steilen Anstieg in Kisten und ließen diese in Kuala Lumpur per Seefracht nach Deutschland verschiffen. (Wo sie vollständig und unversehrt ankamen.)
Jetzt musste also nur noch unsere sommerfrische Garderobe wieder gegen dicke Wollpullover, lange Unterhosen und gefütterte Stiefel aus den Bundeswehrboxen vom Dach ausgetauscht werden. Einzig das Problem mit Gaias Kleidung für die kalten Tage blieb teilweise bestehen. Sie ist mittlerweile ja aus fast allem, was wir für sie bei der Abreise eingepackt hatten heraus gewachsen. Auf dem Russischen Markt in Phnom Penh, wo die Ausschussware namhafter europäischer Hersteller, die im Land günstig produzieren lassen erschwinglich angeboten wird, fanden wir ein paar qualitativ gute Sweatshirts und Hosen aus Baumwolle. Für eine neue Mütze musste die Mama endlich mal wieder in die Strickkiste greifen und glücklicherweise passten eine Skihose und eine dick gefütterte Jacke noch, die Oma Siggi wohl wissend einige Nummern zu groß bereits mit nach Griechenland gebracht hatte (2 Jahre zuvor!)…Das einzige, das gänzlich unmöglich aufzutreiben war, waren ein paar passende, neue Winterstiefel. Selbst in Laos, wo es im Norden nachts momentan recht kühl wird und auch morgens bleibt, trägt Mensch am Fuß ausschließlich chinesische Plastiksandale – übrigens heiß begehrt in ganz Asien. Erst in Luang Namtha, dem einzigen größeren Ort auf dieser Route, finden sich auf dem Morgenmarkt zumindest ein paar Stoffschuhe, die für den Anfang reichen sollten.

Somit machen wir uns ans letzte Wäsche waschen für die kommenden Wochen, räumen ein letztes Mal für die nächste Zeit zweckmäßig um und auf, tauschen in einen Sack alter Kinderkleider und Windeln gegen einen Schubkarren Holz für den Ofen und kontaktieren unsere Verwandten daheim noch einmal, was während der Durchfahrt durch China und Tibet nicht mehr ganz so einfach sein würde…
Nach getaner Arbeit saugen wir gierig die letzten Strahlen herzerwärmender laotischer Sonne tief in uns auf und verabschieden uns voller Demut vor der Anmut der uns umgebenden, kraftstrotzenden Natur an einem altbekannten Plätzchen nahe Muang Sing von diesem Teil der Welt!

Und dann…“Volle Kraft Voraus!“ in Richtung Himalaja!

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