Die Tigersprungschlucht verschwindet als kleiner schwarzer Punkt im Rückspiegel und wir begeben uns nach dem Genuss eines frisch zubereiteten „chinesischen“ Frühstücks an der frischen Luft wieder auf die Straße in Richtung „hoch hinaus“.
Eine Landschaft aneinander gereihter, exakt quadratisch angelegter grüner Felder, neben mit Terrassen überzogenen, sanften Hügeln, wechselt das Antlitz und verwandelt sich in ein Auf und Ab aus Sand, Geröll und Steinen, hinter denen, ganz fern am Horizont, leuchtend weiße Gipfelspitzen in den klaren, himmelblauen Himmel ragen.
Die Fahrt geht vorüber an in farbenfrohe Gewänder gehüllte Frauen, immer wärmer verpackt, um den scharfen, eiskalten Winden zu trotzen. Ihre lächelnden, sonnengegerbten Gesichter erzählen Geschichten vom harten Leben hier oben, inmitten der höchsten Berge der Welt.
Die riesigen, gesichtslosen Städte Chinas, mit ihren endlosen grauen Plattenbauten werden von frei stehenden, kubusförmigen Häusern abgelöst. Errichtet aus schweren, mit Lehm und Stroh verputzten Holzbalken, die Fensterrahmen mit aufwendigen, bunten Schnitzereien geschmückt, gewähren sie Mensch und Tier gleichermaßen einen sicheren Unterschlupf.
Der karge, spärlich bewachsene Boden um uns herum bietet nun nur noch den genügsamen Hochlandrindern, Ziegen, oder Schafen ausreichend Fressbares, die in ihren dicken, zotteligen Haarkleidern wie angewurzelt im aufgepeitschten Staub verharren.
Und dann, fast verkannt, auf 3400 Metern Höhe liegt es plötzlich vor uns – „Shangri-La“!
Der Name dieser Legende im Himalaja eine Verheißung, ein Versprechen auf ein verborgenes Paradies …entpuppt sich in der Realität als intelligente Tourismusstrategie.
Und doch, zwischen den all zu grell überpinselten und mit chinesischen Schriftzeichen plakatierten, alten Fassaden, den Läden voller selbst gestrickter Mützen, Schuhen aus Yakleder, Edelsteinen, Hundefellen, Gebetsflaggen und Räucherstäbchen pulsiert etwas ganz Besonderes.
Bald wird es offensichtlich – wir haben die Schnittstelle zwischen dem „Reich der Mitte“ und dem „Dach der Welt“ erreicht und können es kaum mehr erwarten tiefer in die Welt der Tibeter einzutauchen.

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