MORPHEUSREISEN

auf der straße des lebens

Das Dromedar (Camelus dromedarius)

Dieses einhöckrige Kamel ist in Nordafrika und im Nahen Osten beheimatet. Es wurde vor rund 5000 Jahren domestiziert und dient seither als wichtiges Transportmittel. Die ursprüngliche Wildform ist ausgestorben. Dromedare sind bestens an ein Leben in der Wüste angepasst; an den Füßen haben sie elastische Polster, die das Gewicht gut verteilen. Zudem sind sie in der Lage ihre Nasenlöcher bei Sandsturm zu verschließen. Ein durstiges Kamel kann binnen Minuten 50 Liter Wasser trinken, das jedoch nicht im Höcker gespeichert wird! Der besteht aus Fett.

Ein Dromedar legt die Strecke, für die wir 10 Tage benötigt haben in 4 Tagen zurück 😉 Respekt!

Dromedar 1

Dromedar 3

Dromedar 2

Faszination Wüste

Die Aufregung legt sich – Stille kehrt zurück. STILLE…

Und mit ihr kommt die Besinnung.
Ich schließe meine Augen und atme sie tief in mich ein.

Das Flüstern des Windes, das Rauschen, wenn er durch die duftenden, weißen Blüten des Ginsters fährt…
Das Prasseln und Knacken des Feuers, ein leises Klappern und Zischen wenn der Deckel der kleinen Teekanne Abdallah`s unter dem Druck des Wasserdampfes auf und zu schlägt…
Zwitschern: Drei kleine Vögel lassen sich im Sand unter`m Wassertank nieder und fangen emsig einige verlorene Wassertropfen aus der Luft….
Ein fernes Heulen mir unbekannten Ursprungs…

Sand

Barfuß über den weichen Sand, die sich kreuzenden Fährten verfolgend, an einem Ende eine spazierende Ameise,… Hunderte Fußabdrücke unserer Kinder, die sich so eben in bunte Wüstennomaden verwandelt laut diskutierend im Hausbau üben.

Nomadenkinder

Der Horizont. Wogen und Wellen zeichnen gleichförmige Muster über den Wüstenstrand,…
Am anderen Ende krachend blauer Himmel, „Lach a lall“: der Mond darin, weites Land.

Meer ohne Wasser

Ein vielversprechendes Aroma unterbricht die Idylle jäh und lockt mich zurück in den Kreis der Freunde; das Brot ist gar, Wüstenbrot, „Abdallah-Brot“, unter Sand und Glut gebacken, wird gebrochen und genossen. Zeit für einen „Sundowner“, oder?!“

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Vater und Sohn

Von Eis, Sturm und Wasser in der Wüste

„You have to get up early and then you will see!“ antwortet mir Luca auf die Frage, wann wir denn jetzt endlich gefrorene Düne zu sehen bekämen. In der größten Trockenwüste der Erde herrschen durchschnittlich 20 Grad Celsius Unterschied zwischen Tages- und Nachttemperaturen, Sommer wie Winter. Bei momentan um die 18 Grad Celsius tagsüber und vereinzelten Niederschlägen, kommt es kurz nach Sonnenaufgang zu einem unvergleichlichem Naturschauspiel.

Eis 1

Eis 2

Doch damit noch nicht genug der faszinierenden meteorologischen Ereignisse. Wind zieht auf, wird stärker, „Dust Devils“ drehen an uns vorbei… und Mutter Natur lehrt uns erneut Ehrfurcht vor ihrer Majestät.

Sturm 1

Ungehalten peitscht der Sturm den Wüstensand auf, reisst ihn mit sich und presst ihn in jedwede Lücke. Dünen auf der Fensterbank, Dünen in den Betten, Dünen in Schränken und Schubladen, Sand im Haar, auf der Haut unter den Nägeln und im Augenwinkel. Schon bald verstummt die Klage über Sand im Essen und das leichte Knirschen beim Kauen wird zur Normalität. Unter solchen Bedingungen verpufft auch der letzte noch vorhandene Sinn für Orientierung und wir geraten ins Stocken. Außerhalb der Fahrzeuge hält man es nur noch mit Schutzbrille und Tuch über Mund und Nase aus.

Sturm 2

Kaum zu glauben, dass die algerischen Nomaden, die ihre Dromedarherden in diesem, dem fruchtbarerem Teil der Sahara grasen lassen, ein Leben ohne jedwede Unterkunft gewohnt sind. Noch nicht einmal eine Zeltplane schützt sie vor Kälte, Regen und Sonne. Aus dem was sie unterwegs vorfinden, aus Sträuchern und Hölzern errichten sie sich provisorische Wälle für die Nacht.

Nachtlager

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir unser Ziel, den „Verlorenen See“. Aus einem ehemaligen Bohrloch der Erdölindustrie tritt unaufhörlich ein ca. 35 Grad Celsius warmer schwefeliger Wasserstrom aus tiefer gelegenen Erdschichten empor. Damals, vor mehreren Jahrzehnten, bedeutete diese Entdeckung das Ende der Grabungen. In der Zwischenzeit hat die nicht versiegte Quelle eine Oase inmitten unendlicher Trockenheit geformt.

Lost Lake 1

Lost Lake 2

Nun wird es Zeit zurückzukehren, denn Trinkwasser und Nahrungsmittelreserven werden knapp.

Ein Oldtimer mitten im Sandkasten

Timbaine

20 Plateaus, 21 Dünenkämme, 10 Tage und Nächte schließlich. An manchen Tagen machen wir mehr Meter Sand beim Schaufeln gut, als Kilometer Strecke.

Ausbuddeln

Eingegraben 2

Außerdem ist nicht jeder „Track“ für den Schwertransport geeignet. Nur manchmal bemerkt man das erst später und muss wieder umkehren, um den Aufstieg von Neuem zu versuchen.

Aufgesessen

Trotz fehlender Servo, einem langen Radstand, begrenzter Kraft und nicht vorhandener Differentialsperre schlägt sich Morpheus besser als geglaubt -nicht nur aufgrund der mittlerweile vielseitig erprobten Straßenbereifung, sondern auch aufgrund der umfangreichen Fahrerfahrung des Piloten und mentaler + physischer Unterstützung unserer Gefährten.

"With a little help of my friends"

Auch das Auf und Ab der Gefühle, je nachdem in welchem Winkel zur Düne man sich gerade befindet, pendelt sich irgendwo über Normalnull, im durchschnittlichen Abenteuer-Adrenalin-Bereich ein. Wie heisst`s so schön, wer wagt gewinnt und wird mit ungeahnten Eindrücken und Erfahrungen belohnt!

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Immer tiefer dringen wir in das „Meer ohne Wasser“ vor, bis auch die letzten Hasenjäger unsere frische Fährte verlieren, die für sie einen Highway durch die sich ständig wandelnde Landschaft darstellt, auf der sie viel schneller an ihr Ziel gelangen.

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Ganesh

Moment mal, Hasen? Ja, Hasen! Momentan stehen die auf der Abschussliste, wovon zwar einige verstreute Patronenhülsen berichten, nicht jedoch der Anblick des begehrten Objekts selbst. Täglich gehen wir kundschaften, folgen den zahlreichen Spuren im weichen Untergrund und versuchen diese ihrem Besitzer zuzuordnen.

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Wirklich zu Gesicht bekommen wir aber von all den Fenneks, Schakalen, Vögeln, Käfern, Ameisen, Gazellen, Mäusen, Kamelen, Skorpionen, Schlangen, etc., mit denen wir momentan das „Wohnzimmer“ teilen nur die allerwenigsten. Einige Wüstenbewohner, wie Schlangen und Skorpione befinden sich zur Zeit noch im Winterschlaf ( 🙂 ), andere wie Motten oder Ameisen sind uns bekannt; aber einen Fennek, den Fuchs der Wüste zu sichten, der nur hier verbreitet ist, das wäre schon toll…

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Die Eingangstür zur Wüste

Kamelhirte

Gut, so wild ist es also doch nicht! Wenn`s die kommenden 100 Kilometer bis hin zum „Lost Lake“ gemütlich weiter über ein paar softe Hügelchen geht, dann wird das der alte Morpheus schon schaukeln…Aber dann kommt das erste höhere Dünenfeld und zwingt unsere kleine Expeditionstruppe vorübergehend zum Stehenbleiben.

Wüstenkarawane

Erst mal Aussteigen und Gucken (Zum Glück). Doch an meiner subjektiven Perspektive ändert sich gar nix. „Die Wand“ aus Sand bleibt in meiner Vorstellung eine unüberwindbare Barriere für unseren Oldtimer. Alles, was ich vor meinem geistigen Auge visualisieren kann ist, wie der alte Morpheus dachüber und hilflos zappelnd gleich einem fettem Skarrabäus im unendlichen Sandmeer liegt. Für unsere wüstenerprobten Freunde von JUSALULU im Iveco „Ganesh“ stellen die vor uns liegenden geschätzten 50 Höhenmeter bis zum Kamm zwar kein so großes Problem dar, aber das Ziel ist natürlich, dass wir es gemeinsam schaffen!

Jippie

Es wird diskutiert und abgegangen, hin und her überlegt und vorausgeschaut, probiert und gegraben,…

Grübelei

Ich fange an zu schwitzen, obwohl ich mit dem Jüngsten im Schlepptau, am wenigsten in das Prozedere involviert bin. Erst mal `n bisschen die Füße vertreten.

Sicherheitsabstand

Nachdem auch Satellitenbilder und GPS zu Rate gezogen wurden, drehen wir ab und versuchen den „Einstieg“ ein paar Meter weiter östlich. Und siehe da: Wir folgen dem Pflanzenbewuchs bis er abbricht…; vor einem einsamen Gebäude hockt ein altes Weiblein, das mit ausgestreckter Hand in unsere Fahrtrichtung deutet… und zu guter Letzt kommt der „Trumpf“ zum Einsatz. „Abdallah“, Sohn der Wüste und alter Bekannter unserer Freunde Luca und Sameena. Als Spross einer der damals noch zahlreichen Nomadenfamilien dieser Gegend, hat er unter freiem Himmel das Licht der Welt erblickt und ihm zufolge sein eigenes GPS im Kopf. Er sieht in dieser eintönigen Landschaft Auffälligkeiten, die uns wohl ewig ein Rätsel bleiben!

„An dem großen Busch da rechts vorbei! “ Wie bitte, an welchem?“

Abdallah

Na denn, ich halte mich an der Kamera fest und betrachte den ersten Anstieg unseres Einstiegs ins Ensemble der „Wüstenfahrer“ mit gemischten Gefühlen aus der Distanz des Objektivs heraus.

Azurro

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