Vorbei am „Sumpfloch des Schreckens“ (laut Acebe, Poojahs 6 jährigem Neffen, der natürlich im Laster mitfährt) und einer riesigen Freilauf-Gänse-Aufzuchtanlage führt ein schmaler Feldweg zum Anwesen von Mr. Singh und Mr. Singh, Poojahs Vater und seinem Bruder.
Die beiden „Punjabis“ leben eigentlich schon immer hier, zwischen Jackfruitbäumen und Kokosnusspalmen, zusammen mit Kühen, Ziegen, Hühnern und Hunden. Poojah erinnert sich daran, dass es, als sie noch hier lebte keinen Strom gab und man das Wasser aus einem tiefen Brunnen im Hof bis in die Stube schleppen musste (so wie es auch heute noch ist!), aber auch daran, dass sie an diesem Ort glücklich war.

In den vier Zimmern des einfachen, einstöckigen Hauses lebten einmal 3 Generationen gemeinsam unter einem Dach und die verblichenen Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden, auf denen man kleine Mädchen in weißen Kleidern mit großen Haarschleifen, Hochzeitspaare und Familienmitglieder vor dem Goldenen Tempel in der Punjab Region in Indien bewundern kann, erzählen die Geschichte dieser Tage und fast kann man das Lachen der Kinder und das Flüstern der Erwachsenen hören…

Geschlafen wurde und wird in traditionell indischen Betten, aus einem robusten Holzgestell gefertigt, in das die Liegefläche mittels eines Naturseils eingeknüpft ist. In der kleinen Küche stehen ein großer Tisch, eine Schrankwand, in der man die Gewürze untergebracht hat, ein 2-Flammen-Gasherd und überall verteilt Töpfe, Pfannen, Teller und Gläser. Man kommt nicht drum herum – hier muss man sich wohl fühlen!
Ein kleiner, älterer, gepflegter Herr in kurzer Hose und Hemd (Mr. Singh) nimmt uns in Empfang und weist uns einen Stellplatz vor den Kuhställen zu (den einzig möglichen) und meint dann beim Anblick des Geästs auf den Fahrzeugen voller Begeisterung: „Wow, ihr habt beim Herfahren ja den halben Dschungel abgerissen!“
Nachdem wir uns vorgestellt und Morpheus in Schlaf-Position (gerade) gebracht haben, können die Vorbereitungen für das heute geplante Barbecue auch schon beginnen (natürlich machen wir uns zuallererst auf die Suche nach sämtlichen Tieren…).

Poojah verschwindet in der Küche, um die hungrigen Mägen im Voraus zu füllen, Billy widmet sich den frisch geschlachteten Hühnern, Wolfgang ist zusammen mit Mr. Singh für das Feuer verantwortlich und mir bleibt die Zubereitung des Kartoffelpürees überlassen (nach Anleitung des Kochs Billy).


Unterdessen spießt Mr. Singh bei den Ställen vertrocknete Kokosnüsse auf und spaltet sie, um nachts kleine Feuer damit zu entzünden. Die Rauchentwicklung vertreibt die Mücken und so finden auch die Tiere ihre Ruhe. Von Anfang an wird frischer Palmwein vermischt mit Bier ausgeschenkt, der bei der Hitze zügig zu Kopfe steigt.

Gaia kann sich an diesem Tag nur bedingt von meinem Rockzipfel lösen, weshalb sich mein Einsatz in der Küche etwas verzögert und wir erst einmal gemeinsam auf der Kindermatte bei Acebe und seiner Kusine landen. Manchmal geht Annäherung eben besser mit tatkräftiger Unterstützung, obwohl ich dann meistens im Kinderkreis hängen bleibe.

Aber heute nicht, denn langsam, aber sicher zieht mich der feine Geruch nach köchelnden Linsen, brutzelndem Curry und brodelnder Suppe in Richtung Küche, wo Poojahs zufällig angereiste Tante am Zaubern ist und schon nach gehacktem Ingwer, Zwiebeln und Knoblauch verlangt. Als Wolfgang wieder beide Hände frei hat, kann auch ich endlich mit anpacken, denn wann hat man schon die Gelegenheit einer waschechten Göttin der Kochkunst auf die Finger zu schauen?!

Zwischendurch schleppt Mr. Singh eimerweise Wasser vor den Eingang der Küche, wo die „Tante“ sich lächelnd auf einen Schemel setzt und ihrer Aussage nach ebenfalls auf traditionelle Art, das dreckige Geschirr spült – nicht direkt im Bottich, sondern mittels Schüsselchen daneben.
Irgendwann neigt sich das Gemeinschaftsprojekt dem Ende entgegen und jeder sucht sich einen gemütlichen Platz zum Essen auf Bett, Couch, oder Stuhl und Mr. Chong findet die passenden Worte für den Moment: „Wie wunderbar, dass wir heute gemeinsam an diesem Tisch sitzen, um miteinander zu speisen!“ Da bleibt uns nichts mehr hinzuzufügen…

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